Im Zusammenhang mit diesem Werk wird die Geburt des "Post Black Metal" ausgerufen. Die Band Cadaver veröffentlichte bereits 1990 ihr Debut (Hallucinating Anxiety) und 1992 den Nachfolger (...In Pains - man erinnere sich an das unappetitliche "Augen-Cover"). Der damalige Gitarrist, Anders Odden, der während den letzten Jahren in der EBM/Darkwave Formation Apotygma Berzerk (kenne deren Werke nicht) tätig war, steuerte sein Können zu den letzten Alben von Satyricon (Rebel Extravaganza) und Mayhem (A Grand Declaration Of War) bei. Diese beiden Arbeiten haben nun sein Interesse für den krassen Sound reaktiviert, so dass es Cadaver, ergänzt um ein Inc., gleichgeschah. Anders Odden, der jetzt unter dem Namen Neddo die Saiten bearbeitet, stehen bei Cadaver Inc. weitere klingende Namen zur Seite: Apollyon (Vocals / Aura Noir, Dodheimsgard), Czral (Drums / Dimmu Borgir, Aura Noir, Dodheimsgard) und ausserdem der für mich völlig unbekannte LJ Balvaz (Bass / Disgusting, Hydr Hydr).

Als Gäste treten auf dem vorliegenden Album Fenriz von Darkthrone (Guest-Vocals für Rupture) und Faust von Emperor (dessen gesprochene Vocal-Beiträge für Killtech [!] im Gefängnis aufgenommen wurden - wie überaus geschmackvoll...) in Erscheinung.

Cadaver Inc. wollen dem satanistischen Image der früheren Betätigungsfelder (habe selber zumindest Cadaver nie ein solches beigeordnet) nun aus dem Weg gehen und sich "auf die verrotteten Seiten der menschlichen Gesellschaft, die dunklen, kalten Ecken des kranken Hirns und den brutalen Realismus einer korrupten Zukunft" [sic!] konzentrieren.

Die Produktion kommt sehr kalt, ziemlich transparent und druckvoll daher, sie verfügt über einen industriellen Touch. Wobei bereits 1990 ihr Debut (Hallucinating Anxiety) einen sehr ungewöhnlichen Gitarrensound aufwies. Damals spielten sie grösstenteils Death Metal im eigenständigen Soundgewand. Auf dem 1992er Werk musste man schon die eine oder andere aussergewöhnliche Gitarreneskapade über sich ergehen lassen. Sie gingen somit nicht im Meer des nordischen Death Metal unter, krankten aber meines Erachtens daran, dass ihre Songs nicht hängen blieben und zu wenig eingängig waren.

Heute bieten Cadaver Inc. eine besondere Art des Black Metal und vermögen besser im Gehörgang haften zu bleiben, z.T. haben sie richtig coole Teile auf Lager (bspw. das wiederkehrende Thema in Snapper Organs). Ihr moderner Black Metal ist nicht mit Kovenant (welche mir übrigens durchaus zusagen) in Verbindung zu bringen. Es fällt einem hingegen nicht schwer, eine musikalische Parallele zu den neuen Satyricon zu ziehen, wobei Cadaver Inc. etwas behutsamer und nachvollziehbarer komponierten. Andererseits sind sie deutlich weniger roh als Mayhem (bei denen Neddo ja ebenfalls mitlärmte), aber dennoch ziemlich kompromisslos.

Cadaver Inc. legen viel Wert auf ihre Promo-Geschichte, wonach die Band eigentlich hauptberuflich ein internationales Leichenbeseitigungs-Unternehmen ist (Mr. Wolf aus Pulp Fiction lässt grüssen). Diese lässt sich auf "www.cadaverinc.com" verfolgen. Ausserdem liegen den ersten paar tausend CDs Visitenkärtchen bei, welche "fast, affordable, murder scene clean-up and corpse removal" anbieten. Wenn ich Gastsänger aus dem Gefängnis dabei hätte, würde ich mir solche Scherze wohl eher verkneifen, aber mich hat man ja mal wieder nicht um Rat gefragt.

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Earache Records

Veröffentlichung

6/2001

Format

CD

Land

Genre

Black Metal