Ein tröstendes "Kopf hoch" ist bei Dark Lunacy nicht angebracht und nur die halbe Wahrheit. Kopf runter, Kopf hoch und wieder von vorn - genau das ist es, was einem widerfährt, wenn man sich den neusten Silberling von Dark Lunacy zu Gemüte führt! In ihrem zweiten Longplayer (aber bereits fünften Veröffentlichung) führen die Italiener genau das weiter, was sie mit "Devoid" begonnen haben. Diese seltsame Mischung aus Death Metal und Gothic wird wohl wieder die Geister scheiden, so viel ist klar. Für mich steht aber nicht nur dies fest. Mit ihren brachialen Death Metal Klängen, untermauert von tieftraurigen Celloklängen, fantastischen Violinen, Oboe, Klavier oder anderen klassischen Instrumenten erzeugen Dark Lunacy Klänge, so einzigartig wie wahre Kunst sein soll. Sogar ein Chor wurde engagiert. Genau dieser extreme Kontrast ist es, der aus einer besonderen Band noch mehr macht. Es stimmt einfach alles. Die Songstrukturen sind geschickt arrangiert und variieren genau so wie die Wahl der Instrumente. Zudem sind die Rhythmen äusserst variabel und spannend gestaltet: Wann habt ihr denn euren letzten Dreiviertel-Takt zu Ohren bekommen? Für Abwechslung sorgt zudem die mannigfaltige Akzentsetzung. An verschiedenen Stellen dominieren Cellomelodien. An anderen haben die Gitarren mehr Gewicht und des Öfteren ist die weibliche Stimme von Bianca neben dem heiseren Growl von Mike präsent. Aber Abwechslung ist nur die eine Seite der Medaille. Was Dark Lunacy zur Goldmedaille macht, ist die Eigenständigkeit. Mit Vergleichen wie "In Flames treffen auf ein russisches Kammerorchester und besuchen noch kurz Iced Earth" kommt man nicht annähernd an das heran, was Dark Lunacy erschaffen. Ganz abgesehen davon, dass sich niemand etwas unter einer solchen Mischung vorstellen kann. Die Schnittmenge ist hier eindeutig mehr als nur die einzelnen Teile davon! Zwar ist "Forget me Not" nicht mehr ganz so eingängig wie "Devoid", doch nicht weniger intensiv. Power Metal Einflüsse und stimmungsvolle Keyboardeinlagen versüssen schliesslich die Tristesse eines wahrhaft einzigartigen Albums und so ist "Forget me Not" auf ganzer Linie überzeugend. Ohne vorher reinzuhören, sollte man sich das Opus allerdings nicht beschaffen: Die Geister werden sich bei einem so polarisierenden Album ziemlich in die Haare geraten, wenn Geister nicht sowieso eine Glatze haben.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Self

Veröffentlichung

9/2003

Format

CD

Land

Genre

Death Metal