Da haben sich die Spassvögel von Relapse aber wieder etwas lustiges einfallen lassen. Im Kampf gegen Internetpiraterie greifen sie zum schwersten aller Prügel! Die Band trifft hierbei sicher keinerlei Schuld, dennoch muss ich meiner Frustration Luft machen. Idiotischerweise wurde "Rotting Paradise" in 99 kleine Liedstückchen aufgeteilt, was den Hörgenuss ins unermessliche treibt, wenn die heimische Stereoanlage streikt und man deshalb auf seinen Mp3-Player angewiesen ist, der zwischen jeder Nummer brav zwei, drei Sekunden Stille einkehren lässt. Ein genialer Einfall, so darf sich der Herr Raubkopierer 15 Minuten damit rumschlagen, die Stücke selbst zusammenzubasteln, bevor er das Teil im Netz anbietet. Ich kann nur hoffen, dass es diese Massnahme wert war.

Gut, egal, kommen wir zum wichtigen Teil, der Musik. Coldworker wurden als sie ihr achtbares Debüt "The Contaminated Void" 2006 veröffentlicht hatten, als eine Art Nasum-Nachfolgetruppe gehandelt, da das Tier hinter dem Kessel dort bis zum tragischen Tode Mieszko gelärmt hatte. Mit Grindcore hatte die Truppe seit jeher nur nebensächlich zu tun und diese Linie wurde auch auf "Rotting Paradise" gehalten. Generell klingt ihr zweites Werk noch sehr nach dem Debüt, aber zumindest qualitativ wurde einiges an Boden gut gemacht. Der Fuss auf dem Gaspedal wird noch fast immer durchgehend durchgedrückt, aber auf der neuen Scheibe hat sich die Dichte der Aufs-Maul-Momente hörbar gesteigert. Um das ganze Werk so umfassend wie möglich geniessen zu können muss man sich jedoch nach wie vor etwas Einhörzeit nehmen. Technisch sind die Schweden zwar noch auf dem Boden des Anständigen unterwegs, aber die aufwendigen Liedstrukturen haben Haken, Ecken, Kurven und Kanten, weshalb man dieses Werk nicht nach den ersten paar Durchgängen aburteilen darf. Wer Ausdauer beweist, wird belohnt. Überraschenderweise sind es besonders die – natürlich im Kontext dieser Formation betrachtet – gemächlicheren Stücke, allen voran "Citizens Of The Cyclopean Maze", die "Rotting Paradise" mit einer breiten Durchschlagskraft ausstatten. Diese Nummern erinnern teilweise sehr an Vomitory (nur eben auf Coldworker-Art), um mal eine Referenz zu nennen. Den Sound kann man auch nicht kritisieren, scheint er doch gerade perfekt auf diese Art von Musik geeicht zu sein. Sehr cool ist auch das Frontcover von Orion Landau (Kiss, Slayer, Pentagram, Nile), das den guten Gesamteindruck des Inhalts auch äusserlich hochhält.

Nach dem soliden "The Contaminaited Void" habe ich mich auf ein weiteres standfestes, aber nicht überragendes Produkt der Schweden vorbereitet und wurde positiv überrascht. Viel hat sich zumindest im Stil nicht verändert, aber insgesamt haben Coldworker sich an allen wichtigen Ansatzpunkten weiter in die korrekte Richtung fortentwickelt. Wird dieser Weg konsequent weiterverfolgt, dann werden die Schweden schnell ihrem Nasum-Schatten entwachsen!

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Relapse Records

Veröffentlichung

9/2008

Format

CD

Land

Genre

Death Metal