Blut aus Nord geistern bereits seit den frühen Neunzigern durch die Schwarzmetallgemeinde. Auch seit diesem Zeitraum begeistern die Franzosen. Nicht nur, dass sich das Gespann bei jeder Veröffentlichung selbst in Frage stellt, sondern vor allem, dass sie sich dabei nie verraten, sondern stets weiterentwickeln, macht die Gruppe unverkennbar.
Mit "Hallucinogen", welches vor einiger Zeit zur Vollendung gebracht wurde, kreierte sich die Formation abermals ein Denkmal. Die Atmosphäre postmetallischer Klänge, die Rückkehr in rohere Gefilde und die Neuschaffung von hochtönigen Gitarrenschleifereien zelebrieren modernen Black Metal nach besonderem Masse. Die industrielle Phase hat Blut aus Nord dabei vollständig zur Ruhe gelegt. Bei den Mannen darf man sich allerdings nie sicher sein, ob Verstorbene wieder als Geister zu den Lebenden zurückkehren. Für einmal ruht das Industrielle positiverweise in Frieden und weicht dem Synästhetischen. So rufen die Stücke getreu dem Titel tatsächlich Bilder hervor. Es sind dies die Zeichnungen schemenhafter Landschaften. Es sind die Abbilder menschlicher Abgründe zwischen Romantik und Wahn. Es sind die Lichtbilder des Zorns, verwoben mit Trugbildern dissonanter Harmonie. In durchgeplanten Steigerungsläufen findet Blut aus Nord den Klimax ihres Schaffens Lied für Lied. Sakrale Passagen und Choräle sind genau so eingesetzt, dass das Gemälde nicht in den Rokoko abdriften. Die Knüppelorgien lassen die Weichspüldetektoren bei ihrem Wehklagen verstummen.
An dezenter Epik und stimmiger Atmosphäre geladen und von schriller Aggression geschwängert mausert sich "Hallucinogen" zum besten, was das aktuelle Jahr hervorgebracht hat. Das Album Nummer dreizehn hat es absolut in sich. Eure Ohren werden Augen machen.
Albuminfo
Punkte |
5/5 |
|
Label |
Debemur Morti Productions |
|
Veröffentlichung |
9/2019 |
|
Format |
CD |
|
Land |
||
Genre |
Black Metal |