Die älteste und stärkste Emotion ist des Menschen Furcht. Deren Ausprägung für das Unbekannte sei am intensivsten. The Great Old Ones zitiert H.P. Lovecraft musikalisch in einer Gestalt, von der selbst die Grossen Alten Azathoth, Nyarlathotep und Yog-Sothoth beeindruckt gewesen wären. Die Franzosen schaffen dabei in ihrem Zweitwerk die Klänge zum Kosmizismus: der Mensch ist in einer gottlosen intergalaktischen Konstellation völlig bedeutungslos.
In dieser nihilistischen Art fertigen The Great Old Ones ein schwarzmetallisches Kunstwerk dessen Spektrum von akustisch verträumt bis hin zur Brachialkraft eines Weltallungeheuers reicht. Wie ein fieses Monster nähert sich das Klangwerk dem Wahnsinn und Chaos. Dessen Höhepunkte kommen in schrillen Raffeleien und atmosphärischen Wellen der Gewalt zusammen. Von schleppendem Doom Black Metal in „A Thousand Young“ mit eingehender Schrammelmusik bis hin zu teuflischen Chören in „Of Dementia“ zeigt sich ein variantenreiches Spiel böser Tonkunst. Die Magie der düsteren Perspektive ohne Anfang und Ende wird von The Great Old Ones uneingeschränkt empfehlenswert vertont. Die Grenze zum Irrsinn überschreitet die Formation dabei genau so wie in den zugrundeliegenden Texten mehrfach. Post Black Metal trifft auf klassischen Schwarzstahl und eine äusserst finstere Atmosphäre. Die Komplexität ähnelt dabei dem Chaos in der Götterwelt der Grossen Alten.
Es bleibt zu hoffen, dass die Bedeutungslosigkeit von Great Old Ones nicht genau so immens bleibt, wie H.P. Lovecraft Zeit seines Lebens brotlos schrieb. Den Lovecraft-Akrobaten wäre es zu gönnen, denn auch wenn einem „Cosmicism“ einiges abverlangt, ein musikalisches Sonderwerk ist hier auf jeden Fall geschaffen worden.
Albuminfo
Punkte |
4/5 |
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Label |
Season Of Mist |
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Veröffentlichung |
10/2019 |
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Format |
CD |
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Land |
Frankreich |
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Genre |
Black Metal |