Äusserst wohltuend ist da ein wollenes Strickjäckchen, das als zweite Haut genutzt Wärme spendet.
Auch eine heisse Tasse Kaffee weckt Lebensgeister und so ist es letztlich ein Leichtes, zu den Instrumenten zu greifen und eine knappe Stunde schmusiger Avantgarde einzuspielen.
"Kovovy Haj" ist der Titel dieser knappen Stunde aufkeimender Lebensgräue, die beweist, dass nichts avantgardistischer ist, als die Kombination aus Corpse-Paint und Lesebrille, aus Burzum-Shirt und Strickjacke...
Nicht viel mit schwerem Metall natürlich hat das zu tun, was der tschechische Vierer Umbrtka vom Stapel lässt; dennoch möchte ich "Kovovy Haj" nicht unrezensiert lassen, birgt der Silberling doch eine bleiche Ansammlung nachdenklicher Akustik von heiter bis wolkig.
Überwiegend stützt man sich auf ausgedehnte Gitarrenzupfereien und verträumte Vokalarbeit, ehe man sich doch aufrafft und mittels Drumcomputer und dünner E-Klampfe härtere Saiten aufzuziehen.
Diese Up-Tempo-Versuche ersticken jedoch am viel zu künstlich tickernden Dosentrommler, weswegen der Rückschritt zum ambienten Ton der Volltreffer ist.
Diverse Variationen kreiert man alleine mittels der wechselhaften Stimme, die von Klargesang bis räusperndem Gekeife alles auf dem Plan hat und ein wenig federführend ist; ähnlich federführend übrigens wie das gewagte Songwriting, das von geübter Hand gefertigt wurde und die contrairen Stilelemente unauffällig aber passend verbindet - aufmerksames Einhören lohnt sich!
Zu guter Letzt wird derjenige, der sich an "Kovovy Haj" heranwagt, auch von einer lupenreinen Produktion überrascht, die man dem Album auf den ersten Blick nicht unbedingt zugetraut hätte.
Wenig Pfeffer also, dafür umso mehr Mut zum Experiment.
Umbrtka dürfen als Avantgarde-Kommune verstanden werden, die sich idealistisch durch den Dschungel der grauen Musik zu schlagen versucht und hin und wieder auch einen Hinhörer plazieren kann.
Albuminfo
Punkte |
4/5 |
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Label |
Werewolf Productions |
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Veröffentlichung |
9/2010 |
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Format |
CD |
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Land |
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Genre |
Metal |