Avith aus Griechenland starten bei Emotion Art relativ steil auf. "Heir Of Agitation" heisst ihr erstes Vollalbum, zuvor erschien eine EP. Drei Jungs und Sängerin Ira bilden das Quartett, dass nach eigener Aussage keinen von Gothic beeinflussten Metal macht. Zuerst runzelte ich die Stirn, wirkt die Aufmachung des Albums doch eigentlich schon sehr angehaucht vom besagten Lebens- und Musikstil.
Umso überraschter war ich dann beim Hören der Scheibe.

Nach einem, wie es in der Regel ja der Fall ist, kaum bemerkenswerten Intro präsentiert man uns mit "Lilith" direkt einen Ohrwurm. Ich glaube zig tausend Bands haben diesen Namen schon als Songtitel verwendet, die Version von Avith geht darin allerdings nicht unter und kann sich behaupten. Ira hat eine grandiose Stimme, die perfekt in Szene gesetzt wird. Ein einprägsamer Refrain, eine eher rockige Gitarre. Man behält den Kurs bei und tatsächlich kann man keineswegs von Gothic Metal reden. Die Griechen bedienen sich Elementen des New Metal, indem sie den Bass in den Vordergrund stellen und ordentlich dröhnen lassen (teilweise bedient man sich auch der populären Spieltechnik des Korn-Bassisten Arvizu), die Gitarren abgehackt spielen und mit einem leichten Hauch von Sprechgesang (Ira) und männlichen Growls vermengen. Auch elektronische Elemente werden häufig eingesetzt. Von Keyboard bis ausgewählten Soundeffekten - einiges!

Fühlt man sich bis "Winter" beizeiten noch leicht erinnert an jüngste Lacuna Coil, markiert "Not Mine Yet" einen gewissen Bruch, indem es zum einen viel mit dem progressiven Schaffen von Opeth gemeinsam hat, zum anderen weil hier ein starker Blues-Einfluss zu verzeichnen ist. Der Übergang von jazzigem Gitarrenspiel in härtere Gefilde wird in nur einem Lied perfekt in Szene gesetzt. Dass hier begabte Musiker am Werke sind dürfte damit klar sein.
Picking und spanische Spielweise auf der Akustikgitarre, Tamburin, die musikalische Würze auf dem Debut ist grandios. Sehr fein abgestimmt und hervorragend abgemischt, "Heir Of Agitation" ist ein Hörgenuss. Angenehm leichte Kost, natürlich mit dem klaren Beigeschmack des Modernen.
Rückschlüsse auf traditionelle Genres lassen sich eigentlich kaum ziehen. Trotz der Herkunft hat das Album stets einen heissen, südländischen Flair, der gut zum Sommer passt.

Ich bin ehrlich gesagt ein wenig überfordert. Die Instrumentenvielfalt und die Variationen in Sachen Vocals sind einfach von einer so grossen Spanne, dass ich gar nicht alles erwähnen kann. Wer interessiert ist, sollte dringend ein Ohr bei MySpace riskieren um sich selbst ein Bild zu machen. Ich werde diese Scheibe jedenfalls noch oft hören dieses Jahr, auch wen sie für meinen Geschmack untypisch soft ist.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Emotion Art

Veröffentlichung

7/2010

Format

CD

Land

Genre

Metalcore