Und geboten wird der Stoff, aus dem aktuelle, schwarzmetallene Träume sind. Moderner Black Metal der typischen deutschen Schule. Referenzen sind in grossem Umfang zu nennen, ich spare mir das aber an dieser Stelle mal. Kratein bewegen sich in jenem schwarzen Strom mit der Tendenz hin zu klarer Produktionsqualität und weit entfernt vom monotonen Sound der Ursprünge. Vielmehr bemüht man sich um deutliche Melodien und abwechslungsreiches Riffing mit grooviger Schlagzeuguntermalung.
Spätestens mit "II" weiss man, woran man ist. Die musikalischen Absichten greifen mit kalten Fingern ins Hirn des Hörers und lösen unterschiedlichste Gefühle aus. Dominierend erweisen sich dabei die pathologisch schaurigen Einbrüche in den Bereich der depressiven Klangkunst. Sich zu widersetzen ist zwecklos, und mit eben diesem perfekt gelungenen Effekt runden Kratein ihr Debut ab und heben es von der Masse billiger Produktionen ab. Im Vergleich zu den zahlreich kursierenden Soloprojekten aus dem Bereich des DSBM, die ja nicht einmal schlecht sein müssen, errichten Kratein durch die ausgezeichnet gespielten Instrumente eine wunderbare Klangwand, die uns um die Ohren gehauen wird. Die Lieder scheinen ausgezeichnet gegliedert, von der Einleitung bis hin zur Peripetie, stets hat man etwas, auf das man sich verlassen kann – dass sich das bereits intensive Klangerlebnis entweder noch weiter steigert oder ungewiss ausklingt.
Gewohnt ist man bei jener Stilrichtung ja überwiegend ein ständiges, monotones Dahinschweifen, zumindest in den Wurzeln jener Musik war das Vorgehen dementsprechend (beispielsweise Abyssic Hate). "III" als reines Instrumentalstück beweist allerdings kurzfristig aufkommende Zweifel als unberechtigt; das wundervolle Stück besteht aus einer Akustikgitarre die nach skandinavischem Folk anmutet und zahlreichen, atmosphärisch perfekt eingesetzten künstlichen Effekten. Das bezaubernde Klima wird dann nicht einmal durch das Sprachsample aus einem Harry Potter Film gebrochen, dass am Ende des Stückes eingestreut wird.
Dass in "II" angesetzte Konzept wird in den letzten beiden Liedwerken auf "Trauma" konsequent fortgesetzt. Schön, dass man sich bei einem Debut, respektive erstem Lebenszeichen, direkt an selbstauferlegte Vorgaben hält, statt vehement eine breite Spannweite musikalischen Könnens und Experimentierens auf die Schlachtbank der weltweiten Rezensenten zu legen. So punktet man. "Trauma" ist straight, gnadenlos, emotional und eigenständig. Ich bin etwas unsicher darüber, ob Kratein mit dem hier präsentierten Konzept ein zweites Album füllen können, dass ebenso interessant wird. Man sollte sich diesbezüglich wohl etwas mehr differenzieren und sich weiter vor wagen. Hoffentlich nach dem selben, gradlinigen Schema.
Also - ein schöner Auftakt! Ich bin gespannt auf Weiteres!
Albuminfo
Punkte |
4/5 |
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Label |
Folter Records |
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Veröffentlichung |
5/2010 |
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Format |
CD |
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Land |
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Genre |
Black Metal |