Pungent Stench waren zu Zeiten des grossen DM-Booms der absolute Kult. Mit ihrer durchgeknallten Mischung aus, naja, sagen wir mal Hardrock-Riffs, einem ultraräudigen Sound und noch räudigeren Vocals, perversen Coverartworks und ebenso perversen Texten, alles mit einer dicken Portion Humor serviert, erlangten sie schnell den Status einer Band, die man entweder zum Kotzen oder genial fand. Kult eben. Rückblickend kann man sich zwar fragen, ob der eigenwillige Musikstil der Pungents, insbesondere auf ihrem Durchbruch-Album „Been Caught Buttering“, das Resultat spielerischen Unvermögens oder überbordender Kreativität war. Tatsache ist aber auf jeden Fall, dass sie ihrer Zeit damals weit voraus waren. Man kann es sich ja heute kaum noch vorstellen, aber 1991 sorgte es noch für allgemeine Maulsperre, wenn sich eine DM-Band mal traute, ein paar langsamere Riffs in ihre Songs einzubauen, und genau in dieser Zeit hatten Pungent Stench Flamenco-Parts und ähnliche Kuriositäten in ihren Songs, machten Techno-Remixes und coverten Guns N' Roses.

Mitte der 90er war dann aber auch schon wieder die Luft raus, und nach dem „Club Mondo Bizarre“-Album verschwanden Pungent Stench von der Bildfläche, aber nie wirklich aus der Erinnerung der DM-Szene. So dürfte ich wohl nicht der Einzige gewesen sein, der vor Freude fast in die Hose gepinkelt hat, als bekannt wurde, dass sich die Bekloppten aus Wien wieder zusammengetan haben.

Nur leider, und es war wohl nicht anders zu erwarten, sieht es nicht so aus, als ob Pungent Stench mit „Masters of Moral, Servants of Sin“ an vergangene Glanztaten werden anknüpfen können. Ich bin hier bewusst vorsichtig, und das hat einen einfachen Grund: Bei Nuclear Blast geht wohl mittlerweile auch die Angst vor dem bösen Gespenst mp3 um, und darum kommen wir Schreiberlinge lediglich in den Genuss von drei vollständigen Songs und kurz angespielten Clips der restlichen Tracks. Aber angesichts dessen, was ich von der Scheibe bis jetzt gehört habe, bin ich ehrlich gesagt ziemlich enttäuscht. .

Bei den ersten Takten von „Loot, Shoot, Electrocute“ dachte ich echt, ich hätte die falsche CD in den Player geschoben. Was da aus den Boxen dröhnt, klingt so in etwa wie Benediction zu „Transcend the Rubicon“-Zeiten. Bei School's Out Forever gibt's dann zwar einige entfernt Sabbath-artige Anleihen, was vage an die alten Scheiben erinnert, aber in der Mitte verliert sich die ganze Geschichte in ziemlich gewöhnlichem DM-Geballer, und ausserdem ist der Song schlicht zu lang. „Diary of a Nurse“ schliesslich klingt allen Ernstes nach Cannibal Corpse.

Danach gibt's, wie gesagt, nur noch kurze Clips der einzelnen Songs, aber die verheissen auch nichts Gutes. Hin und wieder tauchen zwar wieder einige dieser langsamen Rock-Riffs im Black Sabbath-Stil auf, was gepaart mit den Gurgelvocals tatsächlich irgendwie nach Pungent Stench klingt, aber diese Ansätze werden meist ziemlich schnell wieder in 08/15- DM-Riffs ersäuft.
Nun mag manch einer sagen, es sei ja klar, dass Pungent Stench sechs Jahre nach ihrer Auflösung nicht mehr den gleichen Stil spielen, da sie offensichtlich technisch besser geworden sind. Und von einer Band, die vor allem durch ihre Originalität und Kreativität bekannt geworden ist, sollte man gewiss nicht erwarten, dass sie sich plötzlich selber zu kopieren beginnt. Finde ich auch. Aber der Haken an der Sache ist, dass das Material auf „Masters of Moral, Servants of Sin“ total unoriginell klingt. Die ganzen DM-Riffs sind nämlich in keinster Weise neu, sondern tausendmal gehörtes Frühneunziger-Standardfutter, was recht schnell Langeweile aufkommen lässt. Und was noch viel schlimmer ist - das dreckige Grinsen, das sich bei den früheren Scheiben der Band unweigerlich nach zehn Sekunden eingestellt hat, bleibt aus. Weil die Songs nicht witzig sind, sondern einfach nur ziemlich gewöhnlicher Death Metal ohne nennenswerte Aha-Effekte.

Ich bin wirklich ein riesengrosser Fan von Pungent Stench und es tut mir weh, sie derart in die Pfanne hauen zu müssen. Ich habe ja auch nicht wirklich das ganze Album hören können und hoffe mal, dass vielleicht einige coole Ideen der Anti-Napster-Schere zum Opfer gefallen sind. Aber das, was ich hier gehört habe, hat einfach nicht die Klasse, die man von dieser Band erwartet. Hoffen wir mal, dass die Jungs bald auf Tour kommen und uns möglichst viele ihrer kaputt-genialen Gassenhauer von früher um die Ohren hauen.

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Nuclear Blast

Veröffentlichung

6/2001

Format

CD

Land

Genre

Death Metal