Den Anfang macht mit den Tracks Nummer 1-18 das wahrscheinlich neueste Album „Explosions in Ward 6“. Und das hat es in sich. Pig Destroyer sind eine der ganz wenigen Bands, die es hinkriegen, in puncto Extremität ständig bis zum Äussersten zu gehen und trotzdem einigermassen originell zu klingen. Den üblichen Napalm Death Riffklau sucht man in diesen Songs nämlich grösstenteils vergeblich. Stattdessen fabrizieren Pig Destroyer etwas, das sich in etwa so anhört, als hätte jemand alle Noise Parts des letzten Dillinger Escape Plan Albums genommen, auseinandergehackt, unter schwerem Drogeneinfluss wieder zusammengeschraubt und dann mit doppelter Geschwindigkeit abgespielt. Gitarrist Scott Hull ist zwar nicht gerade ein Virtuose, aber allein schon das durchgeknallte Schlagzeugspiel (Bassisten haben Pig Destroyer übrigens, ähem, keinen) sorgt dafür, dass man eigentlich nie weiss, was als nächstes passiert. Und so hämmern sich die Schweinezerstörer durch eine Armada von Songs, die eigentlich kaum je die 50 Sekunden Grenze überschreiten, covern zwischendurch Oven von den Melvins (!!!), und hängen am Ende ein fünfminütiges Noise Rock Stück namens „Pixie“ an die ganze Chose dran. Unvorhersehbar, eigenwillig und superbrutal. Also mit anderen Worten: ziemlich klasse.
Weiter geht's dann mit zwei (naja, eigentlich drei) ziemlich überflüssigen Carcass Coversongs von einer Split 7". Wie es so üblich ist, wenn irgendwelche Grindcorebands zum hunderttausendstenmal die ollen „Reek of Putrefaction“ Kamellen ausbuddeln, klingt das Resultat eher ziemlich gähn und zeigt in erster Linie wieder mal, dass Carcass schon zu ihrer absoluten Frühphase ein unerreichbares Original waren. Das folgende Cover weiss da schon eher zu überzeugen.
Pig Destroyer vergreifen sich nämlich an „Burning of Sodom“ von Dark Angels unsterblicher Götterscheibe „Darkness Descends“ und rasseln das Stück mit hysterischem Grindcoregekreische und stumpfstem Schrammelsound im doppelten Tempo runter. Ist zwar saublöd, macht aber einen Heidenspass. Würde wetten, dass das jeweils der Höhepunkt ihrer Liveauftritte ist. Der Track hätte übrigens offenbar irgendwann mal auf einer Compilation stehen sollen, die nie rausgekommen ist.
Track Nummer 22-28 sind von einer anderen Split 7" und ehrlich gesagt ziemlich unhörbar, was vor allem an der fürchterlichen Produktion liegt. Ausserdem hat auf diesen Tracks noch ein anderer Drummer gespielt, womit ohnehin die grösste Stärke der Band fehlt. Das kranke "Wir spielen jedes Riff nur 0,5-mal"-Feeling ist zwar auch schon da, aber irgendwie klingt durch das Drumming alles gewöhnlicher, und es schimmern des öfteren Napalm Death Anleihen durch.
Die restlichen Tracks stammen vom Demo der Band und sind erstaunlicherweise eher besser als das vermutlich neuere Material von der Split 7". Der Drumsound ist zwar unter aller Kanone, aber im Songmaterial schimmern öfter deutliche Noiserock Anleihen durch, die sich ja bei den „Explosions in Ward 6“ Tracks auf „Pixie“ und das Melvins Cover beschränken. Dadurch wirkt das Material deutlich origineller, und die typisch rücksichtslose Art, mit der Pig Destroyer Grindcore und Noiserock Riffs aneinanderklatschen, sorgt für einige Dynamik.
Alles in allem also eine ziemlich interessante Band, wenn auch nur die ersten 20 Minuten, also das „Explosions in Ward 6“ Material, und das Dark Angel Cover wirklich uneingeschränkt empfehlenswert sind. Das ist natürlich etwas mager, aber im Grindcore ist man magere Spielzeiten ja gewöhnt, und wahrscheinlich wurde die erste Hälfte dieser Compilation ursprünglich zum vollen Preis verscheuert.
Natürlich sind Pig Destroyer nur für Fans des ganz extremen Stoffs geeignet, aber die sollten sich „38 Counts of Battery“ unbedingt mal anhören - ich habe jedenfalls schon seit Urzeiten keine so originelle Grindcore Band mehr gehört.
Albuminfo
Punkte |
0/5 |
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Label |
Relapse Records |
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Veröffentlichung |
6/2001 |
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Format |
CD |
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Land |
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Genre |
Grindcore |