Die gediegen düster verzierte CD beginnt mit einem vorerst unspektakulären Intro, welches sich gegen Ende hin in intensives Orgelspiel steigert und nahtlos ins erste vollwertige Lied (Cthulhu Dawn) übergeht. Besagtes Stück hat es in sich und bringt alle zum Schweigen, welche den Briten übermässige Kommerzialität vorwerfen. Mit irrwitzigem Tempo wird den dunkeln Seiten gehuldigt, gegen Schluss tauchen ein paar Thrash-Riffs auf - wie übrigens im Verlaufe der annähernd eine Stunde Spielzeit noch öfters.
In Saffron's Curse wird das Tempo vermehrt variiert und rausgenommen, dafür erhöht sich der Frauenanteil umgekehrt proportional.
Einmal mehr veredelt (oder verkitscht) Sarah Jezebel Deva die Songs mit ihrer Goldkehle; wie schon auf Vempire, Dusk and Her Embrace, Cruelty and the Beast und From the Cradle to Enslave. In erster Linie zelebriert sich jedoch der kleine Dani. Was sich nach einem keifenden alten Weib anhört, ist nämlich unverkennbar er. Obwohl er beispielsweise Anno 1994 auf dem ersten Werk noch viel deathiger und dementsprechend tiefer sang (er kann es immer noch, tut es einfach weniger).
Lord Abortion stellt (zumindest anfänglich) eines der brutaleren Stücke des Albums dar, welches ohne Umschweife losdonnert - die für Cradle of Filth obligaten Keyboards kommen aber auch hier massiv zum Einsatz und gegen Ende wird das ganze wieder durch Frauengesang und eine groteske Züge annehmende Vocal-Performance des Sängers entschärft.
Das instrumentale Intermezzo, Creatures that kissed in cold Mirrors, erinnert in seiner Intensität und Strickweise an die österreichischen Summoning auf dem Dol Guldur Album.
Zum 8. Stück (Her Ghost in the Fog) wurde ein Video abgedreht, welches einem ein paar fröhliche Bilder in die gute Stube bringen dürfte. Genauso der Film, Cradle of Fear, von Alex Chandon, bei welchem Dani Filth neben Emily Bouffante mitwirkte (Werbung: "From the Director of 'From the Cradle to Enslave'. Ninety Minutes of Pure Filth."). Zu besagtem Film wurde auch noch ein bis jetzt exklusiver Track beigesteuert (Danse Macabre), der dann sicher mal mit anderem zusammen als Zwischenverpflegung auf den CD-Markt geworfen wird.
Als Gasterzähler taucht eine weitere Person aus dem Filmbusiness auf Midian auf, nämlich Doug Bradley, welcher u.a. in Clive Barkers Film "Nightbreed" (im deutschen Sprachraum als "Cabal - Die Brut der Nacht" auf dem Markt / Midian ist übrigens die Bezeichnung für die von Barker beschriebene Unterweltstadt) mitspielte oder v.a. den "Pinhead" in den "Hellraiser-Filmen" gab.
Im Satanic Mantra wird rein stimmlich der Erzengel beschworen (Archangel reimt sich schön auf Dark Angel). Tearing the Veil from Grace beginnt bedächtig und mit viel Frauengesang; durch einen Schrei von Dani werden dann jedoch die Höllenkreaturen - oder "Heaven's Mutant Children" wie sie sich selber im Booklet nennen - losgelassen und preschen ungestüm los. Damit es nicht eintönig wird, legen sie zwischendurch eine Rast bei einer holden Maid ein, wo dementsprechend Frauengesang und beruhigendes Geklimper auf sie wartet.
Im verhalten beginnenden Schlusstrack tauchen desöfteren Death Metal-Versatzstücke auf.
Bei Cradle of Filth erübrigt es sich zwar eigentlich, aber für allfällige Neulinge sei es dennoch festgehalten: Die Produktion ist transparent, wird unseren anspruchsvollen Ohren durchaus gerecht und bringt alle Finessen des Gesamtkunstwerkes bestens zum Ausdruck. Verantwortlich dafür war der bekannte John Fryer (auch schon am Drücker für HIM, NIN und White Zombie).
Entstanden ist ein düsteres, theatralisches, abwechslungsreiches und energisches Album, welches (obwohl britisch) alles andere als BSE-verseuchten musikalischen Fast Food in die Nacht hinausschmettert.
Es erstaunt nun wohl niemanden mehr, dass die offizielle Release-Party an Halloween stattgefunden hat.
Albuminfo
Punkte |
0/5 |
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Label |
Music For Nations |
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Veröffentlichung |
3/2001 |
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Format |
CD |
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Land |
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Genre |
Black Metal |