Aha, die Medizinstudenten kommen. Nee, natürlich nicht. Corvus Corax steht nicht etwa für Schlüsselbeinfraktur oder Herz- und Nierengefässverängung. Es ist vielmehr die Bezeichnung für den Kolkraben, wenn man diesen Begriff einmal aus dem Blickwinkel der Naturforscher betrachtet. Es verwundert einen daher nicht, dass The Atavistic Triad mit einer gespenstischen Keyboardatmosphäre und ein wenig Rabengekrächze eröffnet wird, denn dieses sagenumwobene Federvieh musste ja schon in den verschiedensten Kulten und heidnischen Glaubensformen ein paar Federn lassen.

Vergleicht man die Anzahl der Titel mit der Gesamtspielzeit, wird sofort klar, dass es sich hierbei um überlange Kompositionen mit einer Durchschnittslänge von ca. 11 Minuten handelt. Nun, diese Tatsache alleine lässt noch nicht wirklich erstaunen, denn schon manch unbegabter Barde hat dieses Ziel erreicht, indem er einfach unzählige Songfragmente aneinandergereiht und wiederholt hat. Seien wir ehrlich. Diesbezüglich wurde in den letzten Jahren teilweise ganz schön übertrieben.

Corvus Corax hingegen kann man sowas nicht vorwerfen. Die 3 Amerikaner Mallus Stormcrow, Johann Bran Cleereman und Paul Martin sind wahre Meister in Sachen Stimmungsaufbau und Theatralik. Wenn man sich die Stilbeschreibung Pagan Symphonic Black Metal ansieht, so ist die zwar ellenlang, beschreibt aber die musikalische Ausrichtung von Corvus Croax perfekt. Die langsamen, atmosphärischen Passagen bewegen sich irgendwo zwischen Trauer, Angst, Einsamkeit und Melancholie, und genau mit diesen Mitteln wird der Hörer meistens zu Songbeginn in den Bann des jeweiligen Stückes gezogen. Doch früher oder später brechen Corvus Croax zu ihrem Weg in die bombastlastigen, symphonischen Black Metal Ebenen auf oder bewegen sich in hymnischen Dark Metal Gefilden. Parallel dazu lassen sich die Amis kurzfristig immer wieder mal in leise, oft auch folkbetonte Ruhemomente zurückfallen, um dem Hörer einen Moment der Entspannung zu gönnen. Die einzelnen Elemente sind dermassen geschickt ineinander verstrickt (insbesondere die Vocals, die je nach Stimmung clean, rauh oder kreischend eingesetzt werden), dass man schon bald gar nicht mehr das Gefühl hat, eine Platte zu hören. Gibt man sich The Atavistic Triad ganz und gar hin, beginnen Bilder von mittelalterlichen Kriegsszenen, nebelverhangenen Wäldern und überwältigend schöner Naturlandschaften vor dem geistigen Auge im stetigen Wechselspiel herumzutanzen. Und sowas kommt aus den Vereinigten Staaten?

Genau, es ist kaum zu glauben, aber im dortigen Underground scheinen wahre Dark und Black Metal Juwelen zu liegen, wie man in letzter Zeit feststellen durfte. Und das ist es wohl auch, was eine gute Underground Platte ausmacht, oder? Nicht ein schlechter Sound und auch kein spezielles, lyrisches Gesamtkonzept setzen hier die Massstäbe, sondern einfach die Tatsache, dass es fernab von riesigen Labelpromotions und hohen Verkaufszahlen eben noch Formationen gibt, die kleine Meisterwerke erschaffen, welche jedoch von den oben genannten Vorteilen nicht profitieren können und daher von der breiten Masse kaum wahrgenommen werden. The Atavistic Triad ist eine vertonte Zeitreise durch die kalten und grauen Dekaden alter Völker und weiss von der ersten bis zur letzten Minute an zu begeistern. Hörproben von diesem Album könnt Ihr übrigens direkt von der Webseite des Labels herunterladen.

Can you hear them ... the ravens of the battlefield ... scream!!

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Dark Symphonies

Veröffentlichung

3/2001

Format

CD

Land

Genre

Black Metal