Die neue CD von Cathedral in meinen Händen, ich war gespannt, wie die sich im neuen Jahrtausend anhören, nachdem ich v.a. in der ersten Hälfte der 90er regelmässig ihren Liedern lauschte. Die Männer haben bereits einen beachtlichen Backkatalog, da wären das Debut Forest of Equilibrium, die Mini Soul Sacrifice, The Ethereal Mirror, die Mini Static Majik, The Carnival Bizarre, die Mini Hopkins (the Witchfinder General), Supernatural Birth Machine und zuletzt Caravan Beyond Redemption.

Gestandene Musiker also, welche ihren Weg gefunden und einen eigenen Stil entwickelt haben sollten, den es nun höchstens noch zu perfektionieren gälte (Konjunktiv von gilt).

Das Label Earache geht denn auch ganz unbescheiden davon aus, dass mit dieser CD der Welt gezeigt werde "how doom metal should be played". Das Label ist des weiteren der Meinung, die Band grenze sich vom gerade hippen Stoner Rock ab - diesbezüglich kann ich den Promotoren zustimmen...

Für die Produktion zeichnet Billy Anderson (Brutal Truth, Sleep, Orange Goblin) verantwortlich, ihm kann man nicht allzu viel ankreiden, wobei es m.E. nicht geschadet hätte, wenn man Lee Dorian's Stimme etwas klarer hören würde.

Das einleitende Cathedral Flames langweilt mal während genau 2 Minuten und zündet entgegen dem Namen ganz und gar nicht, keine knisternde Stimmung wird entfacht.

Melancholy Emperor geht da im Vergleich recht flott ab und rockt, bevor es plötzlich unpassend schwer und schleppend wird, dann wird es etwas spacig - schliesslich sind es drei Stile, welche nacheinander in einem Song durchgelassen werden. Das Lied ist einfach kein homogenes Ganzes.

Requiem for the Sun erinnert in seiner quälenden "Schleppigkeit" an die alten Crowbar; bleibt jedoch immerhin stilistisch kohärent.

Als nächstes wird uns ein eingängiger Refrain geboten (Whores to Oblivion), leider stört der Umstand, dass die Stimme zu gepresst und zuwenig druckvoll rüberkommt. Allfällige Käufer seinen vorgewarnt: Am Ende des Stücks tönt es, als würde ein Tonband vom Tape-Deck verschlungen, aber keine Sorge - es ist ja eine CD und der Lärm ist peinlicherweise gewollt, was den guten Eindruck von Whores to Oblivion wieder zunichte macht.

Alchemist of Sorrows präsentiert die Band von ihrer relaxteren Seite und wartet mit z.T. klar gesungenen Passagen auf.

Ultra Earth ist leider v.a. ultralang, unspektakulär und groovt erst gegen Ende der übertriebenen 9:20 Minuten.

Astral Queen stellt sich als Schande für jede Königin heraus und besteht aus lahmem, wabrig-langsamem Gewimmer.

Die Sea Sepent bewegt sich da schon wieder geschmeidiger, groovt anfangs wenigstens ein bisschen, wobei die Stimme wieder zu dünn und gepresst und das Lied zu gebremst daherkommt. Zu allem Überdruss musste dann noch eine Teststrecke für ihre Instrumente eingebaut werden.

Die letzten Minuten dienen der Rückkehr einer verlorenen Seele, und um zu beweisen wie weit der Weg ist, geht das ganze 13:40 Minuten (pfui wie gemein, hehe - Red.), wobei die Ereignisse auch in ½ Minuten verpackt werden könnten, so lau und arm ist das Stück.

Wer nun denkt, was man aufgrund der bisherigen Kritik ja durchaus vermuten könnte, ich hätte einfach einen lausigen Tag erwischt, den muss ich leider enttäuschen, denn ich beschäftige mich nun bereits seit 2 Wochen mit dem Rundling, habe fortwährend was notiert und Cathedral viele Chancen gegeben.

Man kann zur E(h)rrettung der Band argumentieren, sie töne selbständig und jedes Lied unterscheide sich vom vorherigen - man kommt aber nicht umher darauf zu erwidern: zum einen will wahrscheinlich gar niemand so tönen wie Cathedral auf diesem Album und zum anderen wird die CD durch die Unterschiedlichkeit der Stücke (z.T. sogar der Passagen eines einzelnen Liedes) leider nicht unterhaltsamer, sondern bleibt ein unausgegorenes, viel zu lang geratenes Machwerk, das absolut nicht aus einem Guss ist.

Der eine oder andere Doom-Fan wird nun mit dem Einwand daherkommen, ich wüsste Cathedral einfach nicht zu schätzen - leider ist auch dieser Versuch unbehelflich, denn um mich selbst über alle Zweifel zu erheben, habe ich die Probe auf's Exempel gemacht und ein älteres Werk der Jungs eingeworfen. Trotz aller ihrem Stil eigenen Schwere schwebten Cathedral anno 1992 behende durch ihre Songs, wie Soul Sacrifice und v.a. Autumn Twilight.

Was bleibt dem CAHTEDRAL-Jünger also übrig? Mein Vorschlag zur Güte: Er kauft sich (falls er sie nicht eh schon sein Eigen nennt) die von Earache neuaufgelegte CD, welche die beiden vergriffenen Minis Soul Sacrifice und Static Majik friedlich vereint (und vergisst das enttäuschende neue Werk der Band - und hofft, dessen Titel sei nicht symptomatisch für den Zustand von Cathedral)!

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Earache Records

Veröffentlichung

3/2001

Format

CD

Land

Genre

Doom Metal