Der neuste Sprössling der Familie gehört zum Stamme Klabautamann und nennt sich "The Old Chamber". Mutter und Vater sind der singend-tieftönenede Tim Steffens (Evil Hedgehog, Kruschke) und der generell fruchtbare Florian Toyka (Island, Valborg, Woburn House). Das Kind hat sich komplett anders als erwartet entwickelt, ist aber in gleichem Masse Genie geblieben wie seine Geschwister. Hätte der geneigte Sippenfreund sich einen "Merkur"-Nachfolger ausgemalt, hätte er ganz gewiss in noch avantgardistischen Gefilden mit mehr Jazz, mehr Akustik und noch abgefahrener Komposition gezeichnet. Doch dem kleinen Nachkommen war eine harte Jugend vorherbestimmt. Denn Paten standen Ulver, Enslaved und Borknagar.
Gezeugt wurde das wunderbare Machwerk in einem märchenhaft schönen Holzhaus am Waldrand, in den Winterzeiten vor etwas mehr als einem Jahr. Dementsprechend passend kommt der fiese Schwarzstahl der frühen Neunzigerjahre daher, auch wenn der Zweier viel Raum für Harmonien lässt. Darüber hinaus hat man den Bengel zum Freigeist erzogen: Mit viel Groove und bisweilen geradezu todesmetallischen Allüren gewinnt der Bursche an Profil. Hört man sich Hymnen wie "The Dying Night" oder Genickbrecher wie den Opener "Mary’s Abbey" an, wird einem bewusst, dass die Eltern nicht nur ihr Handwerk köstlich verstehen, sondern auch Liedschreiberisch ganz viel drauf haben. Genau so soll ein Schwarzstahlbengel heutzutage klingen: Traditionell und doch innovativ, rau und dennoch kompositorisch durchdacht.
Getauft wurde der kleine Kerl schliesslich in den Soundsight Studios, wo ganze Arbeit geleistet wurde: Weder hat man den Knaben weichgeprügelt oder glattpoliert noch hat man ihn zur Unerkennbarkeit verwaschen. Er schreit aus voller Kehle in entsprechender Differenziertheit daher und lässt dem ausgereiften Körperbau die nötige Luft zum Atmen.
Mit "The Old Chamber" besinnt sich Klabautamann mit dem bereits vor acht Jahren schon einmal zum Zuge gekommenen John Bauer-Cover nicht nur optisch auf seine alten Veröffentlichungen. Vielmehr setzt der Trupp auch musikalisch auf historische Werte, ohne angestaubt zu klingen. Damit gelingt dem Trupp die Aufzucht eines überaus talentierten Bastards, der von sich zu hören machen wird.
Albuminfo
Punkte |
4/5 |
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Label |
Zeitgeister |
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Veröffentlichung |
1/2012 |
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Format |
CD |
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Land |
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Genre |
Black Metal |