Die Thüringer dürften wohl so ziemlich jedem Metaller im deutschsprachigen Raum ein Begriff sein. Doch seit ihrer letzten Veröffentlichung (2001) waren Eisregen eher wegen dem Auftauchen der beiden Alben "KK" und "FF" auf dem BPjM-Index und diversen Auflösungsgerüchten in den Schlagzeilen. Ob und wie sinnvoll nun dieser BPjM-Index wirklich ist, bleibt ein anderes Thema und würde den Rahmen dieser Kritik bei weitem sprengen. Jedenfalls hat sich Eisregen entschieden, vorerst weiter zu machen mit einem neuen Label im Rücken. Zugleich liessen sie aber auch verlauten, dass nach dem aktuellen "Wundwasser" und dem noch kommendem, finalen Album "Menschenmaterial" ein endgültiger Schlussstrich gezogen werden soll.

Eines wird beim ersten Hören sofort klar, Eisregen sind sich treu geblieben! Dieses Konzept erschien mir aber eigentlich schon bei "FF" ausgelutscht. Beim ersten Eindruck fällt ebenfalls die gute Produktion so wie die grosse musikalische Variation auf. Die meisten "Wundwasser"-Stücke kann man zwischen "Leichenlager" und "FF" ansiedeln und das Eine oder Andere könnte auch auf "KK" passen. Man ging also einen, zwei Schritte zurück, aber dies ist nur die halbe Wahrheit. Findet man doch Lieder, welche die logische Weiterentwicklung von "FF" sind. Diese Weiterentwicklung ist leider eine klare Annäherung and die neue deutsche Härte. Die Ostdeutschen sind sehr facettenreich und melodisch geworden. Die Violine hört man zwar immer seltener, dafür kommt vermehrt die Akustikgitarre zum Einsatz. Die musikalischen Wurzeln im Todes- und Schwarzmetall sind weiter in die Ferne gerückt und Eisregen öffnet sich einem breiteren Publikum. Erstmals in ihrer Karriere haben sie die Top 100 geknackt!

Lyrisch bleibt alles beim Alten. Wie immer erzählt der Sänger auf die Spitze getriebene gesellschaftskritische Geschichten in der Ich-Form. Mal ernster und mal sarkastischer. Es gibt da schon die eine oder andere Stelle, wo ich mich mit einem Schmunzeln auf den Lippen erwische. Titel wie "vom Muttermord", "blutgeil" oder "Ripper von Rostow" sagen dem treuen Eisregen-Fan bereits alles. Aber genau hier offenbart sich auch die grösste Schwäche der neuen Scheibe. Oft klingen die Reime erzwungen oder gar plump. Sie sind nicht mehr so spitz, wie man das von früher gewohnt war. Michael "Blutkehle" Roth versucht sich auch öfters mit normalem Gesang, doch schon auf "FF" hat mir das nicht gefallen.

Schlecht ist die neue Eisregen Platte nicht, aber dennoch ist man von Eisregen Besseres gewohnt. Wer schon mit "FF" nichts anfangen konnte, soll lieber die Finger von "Wundwasser" lassen, um nicht enttäuscht zu werden. Eisregen-Neulinge werden bestimmt begeistert sein und ich frag mich, ob es Eisregen mit "Menschenmaterial" gelingen wird, die Charts zu stürmen und an Erfolge wie Oomph! oder gar Rammstein anzuschliessen.

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Massacre Records

Veröffentlichung

11/2004

Format

CD

Land

Genre

Black Metal