Die ersten zwei Hördurchgänge entpuppten sich als Enttäuschung. So liess ich der Scheibe noch etwas Zeit und kramte sie erst jetzt wieder aus. Mit drastischen Ergebnissen – der Winter kehrt, trotz momentan frühlingshaften Klimas – wieder in meine vier Wände ein. Draumar aus Bayern zeichnet (Singular auch deswegen, weil es sich um ein Soloprojekt handelt) musikalisch einen traumhaft einsamen Winter, eine märchenhafte Schneeoase fern der Zivilisation.
Wie geht das von Statten? Mit kaum innovativer Instrumentierung, die da bestünde aus massig Synthies, Streichern, Klavierklängen und zeitweise auch ordentlichen wummernden Drums und frostigen Stromgitarren. Trotzdem schlagen die Kompositionen recht gut an. Die Symbiose aus schleppenden, reinen Ambientparts und sich langsam dazwischen drängenden Wutausbrüchen am Doppelpedal gelingt überzeugend. Dazu harsche Vocals, die etwas dünn daherkommen und sich auf keifende, inhaltslose Schreie beschränken; das ruft bei mir wahrlich kein Begeisterungsfeuerwerk hervor, aber passt ganz gut in die Soundlandschaft, die gleich einem milden Schneefall locker daherkommt.
Unterm Strich liegt mit dem Wintermärchen ein schönes kleines Silberscheibchen vor, dass zwar keine Elfenbeintürme zum Einsturz bringt, aber dafür zur gehobeneren Klasse der Untergrundveröffentlichungen gehört. Denn winterliche Atmosphäre baut Draumar hier auf, daran besteht kein Zweifel.
Albuminfo
Punkte |
3/5 |
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Label |
Karge Welten Kunstverlag |
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Veröffentlichung |
5/2011 |
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Format |
CD |
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Land |
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Genre |
Black Metal |