Enslaved werden von Album zu Album moderner, sie gehen mit der Zeit und richten sich nach und nach ein in ihrer Nische moderner Zeitlosigkeit.
Das jüngste Kind der Norweger lässt sich "Vertebrae" rufen und tritt wohl einmal mehr der wartenden und allzu vorahnenden Hörerschaft gewaltig vors Schienbein...

Wie gewohnt sperrig und eigensinnig gehen die Nordmänner zu Werke, die alten, glorreichen Zeiten sind längst vergessen.
Manch einer erzählt angesichts des neuen Albums etwas von 'psychedelisch', was ich soweit nachvollziehen und bestätigen kann.
Weitere Einflussnahmen erstrecken sich auf die unendlichen Weiten synthetischer Tastentöne und blecherner Hintergrundgesänge - damit war zu kalkulieren.
Noch immer nicht weggewischt und im Falle von "Vertebrae" sogar stolz ins Felde geführt wie ein Schlachtenbanner werden die musikalischen Wurzeln, die im Viking Black Metal auszugraben sind und die Band vor siebzehn Jahren zu einer internationalen Grösse haben heranwachsen lassen.
So drängen sich die üppigen schwermetallischen Passagen ein ums andere Mal zwischen die hohen Wände aus fahrigen Instrumental- und Vokalspielereien, die dem Gesamtwerk logischerweise ihren haushohen Qualitätsstandard sichern, auf die viele Fans der ersten Stunde in dieser Ausgiebigkeit aber sicherlich auch hätten verzichten können - zumindest streckenweise.
Enslaved machen jedoch alles richtig und treiben auch ausufernde Stücke wie "Ground" souverän durch viele Minuten kreativer Wandlungsfähigkeit, was von Wagemut und Selbstbewusstsein zeugt - nichts anderes hätte man den Norwegern natürlich konstatiert.
Kompositorisch gehen die acht Kapitel des Albums einig Hand in Hand und fügen sich zu einem sehenswerten Mosaik zusammen, welches in seiner Detailiertheit aufmerksam und sorgfältig entdeckt werden will.

Jeder, der sich eine Unmenge von "Vertebrae" erwartet hat, kann aufatmen:
Enslaved stehen wie ein Fels in der Brandung des Ausverkaufs und schmettern unbeeindruckt von äusseren Einflüssen atmosphärische Hymnen totaler Evolution auf die Scheibe, die sowohl in Sachen Komplexität als auch in Sachen Abgezocktheit erst einmal das Wasser gereicht bekommen haben wollen.
Hier lebt bunte Klangkunst höchsten Niveaus, wie sie im Grunde auch nur von Top-Mannschaften wie Enslaved heutzutage noch erwartet werden kann.
Ein super Album, wenngleich manche Geschmäcker einer weiteren Wandlung positiv gegenüberstehen dürften.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Indie Recordings

Veröffentlichung

9/2008

Format

CD

Land

Genre

Black Metal