Puh, das ist ganz schön harte Kost. Und damit ist kein Geballer oder wildes Gegrunze gemeint. Nein, Locrian sind eine beinahe versteinerte Nuss, welche mir zu knacken kaum möglich ist.
Locrian, das sind André Foisy und Terence Hannum, stammen aus Chicago, Illinois und spielen experimentelle Musik, welche stark durch elektronische (Stör-)Geräusche und Frequenzklänge geprägt ist. Auf dieser Platte werden sie u.a. von Bruce Lamont(YAKUZA) mit Saxophon und Gesang unterstützt. Das Ganze tendiert in Richtung Ambient, Noise, Drone und dank der Gastmusiker mehr nach (Black-)Metal als gewöhnlich. Da diese Bereiche nicht unbedingt meinem persönlichen Interesse unterliegen, nenne ich zum Vergleich nur die etwas noch spezielleren Releases, als eh schon üblich, auf Neurot Recordings oder die Band Merzbow.

Also ans Eingemachte.
Die ersten beiden Lieder werde ich hier überspringen und mit "Procession Of Ancestral Brutalism" beginnen. Das fast elf Minuten lange Klangerlebnis wird durch die Leid getränkten und von Verzweiflung zerfressenen Schreie perfekt unterstützt, während die Gitarren und das teilweise sogar angezogene Schlagspiel eine schwarz gefärbte Atmosphäre beschwören, die eine Ähnlichkeit zu Depressiv BM erahnen lässt.
Kaum freut man sich über die Wahrnehmung "richtiger" Musik und eines Takts, folgen in "Ring Road" ohrenbetäubende Rückkopplungen und andere Fiepgeräusche, um in monoton hypnotisierendes Brummen und Summen überzugehen. "Antediluvian Territory" ist das einzige Stück, das eine friedvolle Sorglosigkeit an den Tag legt und den Hörer in Ruhe einbettet, höchstwahrscheinlich um die verstörende Wirkung der folgenden vier Minuten zu erhöhen. Die zweite Hälfte des letzten Liedes schliesst dann den Kreis mit einer vergleichbaren Metalkulisse wie in "Procession Of Ancestral Brutalism".

Fazit: Locrian sind alles andere als leicht bekömmlich. Doch spätestens nach dem zweiten Durchgang eröffnet sich dem aufmerksamen Hörer ihre Grösse und man findet gefallen an diesem fiesen Klangkonstrukt. Gerade in Zeiten von magenverträglicher Massenpampe ist "Territories" ein Stück vitaminbeladener Rohkost. Für alle Mutigen, Genrefreaks und Gleichklangüberdrüssigen eine Empfehlung.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Basses Frequences/At War With False Noise/Bloodlust!/Small Doses

Veröffentlichung

9/2010

Format

CD

Land

Genre

Ambient