In einer Zeit, die von Gleichschaltung geprägt ist, zelebrieren Lunarsea, wie sollte es auch anders sein, melodischen Death Metal, der nicht ohne klaren Gesang auskommt. Und doch sind sie so weit vom durchschnittlichen Death-Metal(core)-Mainstream entfernt wie nur möglich. Dies gilt auch hinsichtlich der Texte, die sich sehr metaphorisch um Selbstreflexion, Religiösität und Gesellschaftskritik drehen. Das Organ des Frontmannes, der die Band leider vor kurzem verlassen hat, ist dreckig und energisch beim Kreischen und kratfvoll tief beim Grunzen. Die nicht alltägliche Singstimme bleibt erhalten, da der Bassist sich dafür verantwortlich zeigt. Da die Band mir bis zu diesem Album nicht bekannt war, kann ich wenig zur Entwicklung sagen, sondern beschränke mich auf den ist-Zustand.

Das Soundgewand steht der Platte sehr gut. Sehr klar und ausdifferenziert, aber mit Charakter und Druck versehen.
Obwohl das Keyboard gelegentlich für meinen Geschmack etwas zu laut und bekannt orchestral tönt, passt das alles unglaublich gut zusammen. Spätestens ab dem dritten Durchgang musste ich meine Abneigung ad acta legen und mir eingestehen wie gut hier komponiert wurde. Hat man erstmal einen Song im Ohr, fallen die anfänglichen Probleme komplett unter den Tisch.

Für mich ist es wirklich schwer, hier Paradebeispiele zu finden, aber nach den ersten beiden recht flotten und teilweise frickeligeren Liedern ist "In A Firmness Loop Day" eine derb groovende und rockig angehauchte Deathballade, wie sie nur wenige zu meistern wissen ohne verkitscht zu wirken.
Obgleich "Infinite Process One" durch den regelmässigen Wandel von Metal zu "Elektro" (nur Schlagzeug und Keyboard, ganz vereinzelt noch eine Effekt versehene Gitarre) sehr eigenwillig und interessant ist, folgt der eigentliche Hit des Albums direkt im Anschluss. "Sulphur's Song, The Swan Died" hat alles, Geschwindigkeit, Melodie, eine Strophe, die von einer verzerrten und einer unverzerrten Gitarre getragen wird, tolle Breaks und einen umgarnenden Mittelpart.

Fazit: Wer auf melodiebewussten DM steht und nicht immer den selben Tee neu aufgegossen zu sich nehmen mag, sollte sich diese Band merken. Gute Musiker mit grossartigen Ideen, frisch, unverbraucht und vor allem eigenständig.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Punishment18 Records

Veröffentlichung

6/2010

Format

CD

Land

Genre

Death Metal