Es ist schon seltsam. Man muss vorher nicht gewusst haben, woher Mandragora Scream stammen, man merkt der Truppe an, dass sie aus Italien kommen. Ich kann das seltsamerweise nicht erklären, aber es ist ein definitiv ein unterschwelliger Zusatz zwischen den Noten, ein Zeichen der Herkunft.

Die Ähnlichkeit mit anderen, bekannten Bands aus Italien kann es nicht sein, denn die fällt mager aus. Mandragora Scream ziehen vorwiegend ihr eigenes Ding durch und das ist eine Art Cradle Of Filth in Dancefloor-Variante, mit Synthie im Arsch und in mässiger Geschwindigkeit und mit viel Cajalstift. Mit dem Lesen kann der Grossteil unserer eingefleischten Leserschaft eigentlich schon hier aufhören.
Die erste Hälfte des Albums besteht aus einer Art Soloprogramm der Sängerin. Relativ flache Gesangsleistungen, die eher auf Sinninhalt als auf Stimmbandleistung hinauszielen; unterlegt ist das Ganze dann mit sehr bescheidenen Synthie-Klängen, es mutet ein wenig an wie die ersten Gehversuche einer beliebigen Gothic Band.
In der zweiten Hälfte von "Volturna" setzen die Italiener ein wenig mehr auf Gitarrenarbeit, der Stock scheint allmählich aus dem Arsch gezogen. Die Synthies werden leider nie ganz zurückgeschraubt und noch immer hat das Schlagzeug den Charakter eines Disco-Computersounds. Das Stück "Farewell" stellt eine Hochburg zumindest halbwegs brauchbarer Arbeit dar, Ohrwurm-Melodie und endlich, endlich die gelungene Kombination aller Instrumente, selbst der Bass spielt eine Rolle und die Gesangsparts sind das erste Mal anspruchsvoll und emotional. Ich hätte mir mehr davon gewünscht, denn hier stimmt selbst der Einsatz des Keyboards.
Danach geht es wieder qualitativ bergab, es wird noch ein Cover vom totgehypten (dank Tarantino der Sau) Cher Stück "Bang Bang" geliefert (langweilig) und letztlich greift man sogar darauf zurück, die Stimmen mit Effekten zu belegen. Zwischendurch wagt man sich zusätzlich noch an den Visage Klassiker "Fade To Grey" heran, hier muss ich die Daumen sogar heben. Eine Interpretation mit eigener Note, okay!

Seltsames Album. Eine Sammlung verschiedener Experimente, was zuletzt nicht die Coverstücke beweisen. Teilweise ist es sogar schwer, männliche und weibliche Stimme auseinanderzuhalten, genauso wie es den Stahlohren schwer fällt, sich an den Klang eines Gothic-Schuppens zu gewöhnen. Keine Empfehlung für einen Blindkauf! Eigentlich gar keine rechte Empfehlung, für mich gehört "Volturna" jedenfalls zu den Top 5 der schlechtesten Alben dieses Jahres.

Albuminfo

Punkte

 

1/5

Label

Massacre Records

Veröffentlichung

12/2009

Format

CD

Land

Genre

Gothic