Theatre of Tragedy wollen einen grossen Sturm heraufbeschwören - mit einer (wieder) etwas kräftigeren Gangart und einer neuen Stimme: Nell. Sie verkörpert all das, was der Abschied von Liv Kristine mit sich gebracht hat: Fülle, Vitalität, Konformität. Im Vergleich mit Alben wie "Velvet Darkness they fear" oder gar "Theatre of Tragedy" aus dem Jahr 1995 erscheint "Storm" grösser und stärker, aber zahm und mutlos.

Der gleichnamige Eröffnungstitel präsentiert zu Beginn, von einigen Klavierakkorden untermalt, die Vorzüge der Neuerwerbung. Gefühlvoll und intensiv zugleich verleiht sie jedem Wort Ausdruck und schmeichelt sich anschmiegsam, aber emanzipiert und selbstsicher, beim Hörer ein. Der darauf folgende Einsatz von Schlagzeug und Gitarre überrascht mit ungewohnter Wucht und Härte. Mächtig und präsent schnurren die Saiten und ziemlich zügig geht es vorwärts, während Raymond I. Rohonyi mit seinem monotonen, stimmhaften Geflüster die Strophe in Angriff nimmt. In dieser Form macht "Storm" einen absolut radiotauglichen Eindruck – und das wohl keineswegs ungewollt. Dazu kommt noch eine weitere Eigenschaft, die dieses Gefühl bestärkt: Hat man einen gehört, kennt man sie alle.

Die geschickte und aufwändige Bearbeitung der Stimmen mit diversen Effekten lässt die Titel in immer wieder unterschiedlichem Licht erscheinen, während das Beleuchtete kaum die Gestalt ändert. Einzig "Ashes and Dreams" sowie "Debris" ganz zum Schluss entwickeln nach dem mittlerweile zehnten Hördurchlauf einen eigenen Wiedererkennungswert. Der Rest gibt sich mit einer angenehm einlullenden Melancholie zufrieden. Keine Gitarrenmelodie, die einer Erwähnung gerecht würde, nur am Rande wahrgenommenes Schlagzeug, etwas süsses Klaviergeklimper – alles wurde um Nells Gesang herum aufgebaut, die ihre Sache zwar ausgezeichnet macht, aber die Band nicht vor einem weiteren Schritt in die Belanglosigkeit bewahren kann.

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

AFM Records

Veröffentlichung

3/2006

Format

CD

Land

Genre

Gothic