Schlicht "Revenge EP" lautet der Titel der aktuellen Veröffentlichung der Oldenburger Nachwuchsmusikanten von Craving. Derzeit ohne Bassisten können die drei Mitglieder eine bereits recht ansehnliche Erlebnispalette vorweisen. In den 3 Jahren ihres Bestehens spielten sie bereits so einige Konzerte, mittlerweile zunehmend den Bühnen der Jugendzentren - und damit leidigen Laienkonzerten - den Rücken kehrend und sogar mit Festivalauftritten glänzend. Augenscheinlich also mal wieder eine Lokalband, die sich, zurecht, hocharbeiten möchte.

"Voices In The Fog" eröffnet die vier Stücke umfassende Platte. Das dazugehörige Intro begeistert durch ein simples Riff, das trist und bedrückend direkt die Stimmung penetriert und tatsächlich eine beeindruckende Wirkung entfacht. Ein sehr ruhiges Schlagzeug umnebelt die etwa einminütige Darbietung, bis zum grossen Paukenschlag ausgeholt wird: Man schraubt das Tempo kräftig hoch und bastelt gehörig an den Notenwerten herum. Schlagzeuger Maik foltert die Snare und versetzt seiner Bassdrum brutale Tritte.
Auch die darauffolgenden Liedwerke strotzen vor üppigem Gebrauch der Snares und Toms. Die unkonventionelle Abmischung bringt diese besonders in den Vordergrund; den Saiteninstrumenten wird unter diesen Umständen desöfteren ins Segel geschnitten. Trotzdem geht kein Instrument verloren und kommt in den richtigen Momenten zur Geltung. Die Gitarre nimmt auf der "Revenge EP" eine führende Rolle dabei ein. In einem Wechselspiel aus wummernden Knüppelpassagen und gemässigtem, balladenähnlichem Andante geleiten Solo- und Lead-Gitarre den Hörer den Weg durch das neueste Machwerk aus den dunklen Tiefen Oldenburgs.

Um den Lorbeerbaum nicht völlig abzuernten genügt es, einmal die Vocals in den Mittelpunkt der Betrachtung zu ziehen. Sänger Ivan Chertov bemüht sich, aggressiv und wütend seine Botschaften mitzuteilen, bedient sich jedoch allzu gern monotoner Schreie, die zu allem Überfluss auf Dauer nervig werden und denen es gewissermassen an Charakter und Aussagekraft mangelt. Gern verstecken sich auch die Background-Brülleskapaden hinter den Gitarren und offenbaren sich leider nur noch bei genauem Hinhören.

Der melodische Vordergrund ist bei Craving unverkennbar. Geboten wird eine Art Mischung aus Melodic Black und Melodic Death, bei der man, ausgenommen für Ambiente-Zwecke zu Beginn sämtlicher Lieder, gänzlich aufs leidige Keyboard verzichtet – ein klarer Pluspunkt! Denn die vermittelte aggressiv-melancholische Stimmungswelt erreicht das Hirn des Hörers problemlos und vermag es, besonders in den Soli-Passagen, zu bewegen und mitzureissen.

Abwechslungsreicher Gitarrengebrauch, unterstützendes, gut eingespieltes Schlagzeug und ausbaufähige Vocals – Die "Revenge EP" ist durchaus hörenswert, fesselt aber nicht besonders und sticht nicht sehr aus der Masse heraus.

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Eigenproduktion

Veröffentlichung

8/2008

Format

CD

Land

Genre

Black Metal