In konservativen Death/Grind Kreisen steht fest, wer Feind der Sache ist. Dank eines breiten Spektrums an Widersachern muss sich ein Neuling, der Anschluss finden möchte unverzüglich aufklären, um nicht frühzeitig als gemeinschaftsfremd abgelehnt zu werden. Neben Kleidungsstil und Weltbild, spielt natürlich auch die Angleichung des Musikgeschmacks eine Rolle. Aufgrund der strikten Einhaltung dieser Grundsätze wirkt eine Band nun schon fast exotisch, wenn sie sich in diesem Punkt mehr Freiheiten nimmt. Alienation Mental ist so eine Band. In einem Interview lies ihr Schlagzeuger verlauten, dass Korn und Slipknot zu den wichtigsten Einflüssen gehören... da schert sich jemand wohl nicht um Konventionen.

Die Ungewöhnlichkeiten fangen schon bei der Gestaltung des Drum-Herums an. Mit dem Titel der CD lässt sich auch gleich die Farbgestaltung dieser Veröffentlichung umschreiben: Psychopathicolorspectrum. Das Artwork, die Tracklist und das komplette Booklet sind in dem selben, ekelhaften, grünen Farbton gehalten, nur die CD-Front ist komplett schwarz. Auch die Liedtitel lassen seltsames erwarten: "Yellow Symbol" (ein Tribute an George Orwells Big Brother aus "1984") und "Mass Raped Hammer" (ein Stück gegen Konsumwahn) seien hier genannt.
Die Hauptkomponente eines jeden Tonträgers, die Musik, lässt sich in diesem Fall schon wesentlich schwerer beschreiben. Schon die Festlegung der Genrezugehörigkeit fällt schwer, da es für diese Scheibe keine wirklich brauchbare Referenz gibt. Müsste man auf biegen und brechen eine wählen, so wäre Psychopathicolorspectrum ein Emporkömmling der Death/Grind Gattung. Die Kompositionen sind schnell, wirr und unvorhersehbar, doch durch viele Kleinigkeiten separieren sie sich von der Masse. Was schnell hervorsticht ist die Andersartigkeit des Gesanges, welcher zu einem Grossteil auf bekannten Pfaden wandelt, aber auch unkonventionelle Elemente miteinbringt. Der stellenweise klare oder gesprochene Gesang fällt zwar auf, aber das abnormste Stilmittel ist ein Schwall geschriener, unartikulierter Laute, die ich so zuvor noch nie gehört habe. Interessant klingt es auf alle Fälle. Ähnlich verhält es sich auch mit der Gitarren-Sektion Alienation Mentals. Der Gros aller Riffs entspricht dem Death/Grind typischen Standart, aber auch hier beeinflussen quantitativ unbedeutende Elemente das Endergebnis stark. Die auffälligsten Fremdelemente sind dem Industrial-Sektor entliehen. Zwar sind diese annehmbar in das instrumentale Gefüge eingegliedert worden, aber den Funken bringen auch sie nicht zum Überspringen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Der Silberling wirkt ambitioniert und aussergewöhnlich, nur an der Umsetzung hapert es. Ein wenig mehr Zeit und eine strengere Selektion der Riffs, hätten Psychopathicolorspectrum in höhere Punktregionen katapultieren können. Was bleibt ist ein ordentlicher Ansatz, mit dem sich aufgeschlossene Hörer einmal beschäftigen sollten.

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Khaaranus Productions

Veröffentlichung

12/2007

Format

CD

Land

Genre

Death Metal