Viel liess sich über das ominöse russische Ein-Mann-Projekt auch nach einer halbstündigen Internet Recherche nicht herausfinden. Der Mann, Damien T.G., betreibt anscheinend keine Promotionsarbeit für sein Werk, weder via Website, in Interviews oder mit Werbung in Foren, nicht einmal eine Email-Adresse war ausfindig zu machen. Gross braucht er aber sowieso nicht die Werbetrommel rühren, denn für ein Debüt, das noch dazu im Alleingang geschaffen wurde (gerade diese Kombination ging oft unhörbar daneben), klingt "Vandrer…" sehr überzeugend!

Dank Projektname, Albumtitel, Cover, Tracklist,… lässt sich schnell richtig auf die Genrezugehörigkeit schliessen. Stielas Storhett liefert Schwarzmetall, der wie eine Mischung aus "Burzum" und "Hvis Lyset Tar Oss" klingt. Unter den zehn Nummern befinden sich zwei gecoverte Klassiker: "Unholy Black Metal" und "Erblicket Die Töchter Des Firmaments". Bedingt durch verschiedene Gründe ist es jedoch nicht gelungen beide Stücke stillvoll umzusetzen. Das Darkthrone-Stück glänzt im Original durch die garstige, hasserfüllte, rohe Kraft sowie durch den besessenen Gesang. Da vorliegendes Werk in ein sphärisches Klanggewand gesteckt wurde, war es folglich sehr schwer, den überrohen Geist der Vorlage einzufangen. Ausserdem- und hier liegt für mich der einzige schwerwiegende Kritikpunkt, ist der Gesang absolut unpassend. Das Darkthrone-Cover klingt durch die aggressionslose stimmliche Untermahlung zu zahm, für das Burzum-Stück hingegen, ist der Gesang zu dominant. Die stimmliche Umsetzung ist eigentlich durchaus hörbar und es wäre nicht gerecht zu behaupten, sie sei an sich schlecht, aber sie passt nicht. Das verrauschte, emotionsneutrale Gekrächze, welches zudem noch überlaut abgemischt wurde, schadet dem Gesamtbild. Damit liesse sich selbst die Atmosphäre eines Stückes wie "Det Som Engang Var" schädigen.

So, genug gemotzt, den der Rest kann vollkommen überzeugen. Von einem instrumentalen Sichtpunkt ausgesehen ist "Vandrer…" ein Meisterwerk. Das kalte, abwechslungsreiche, nordisch geprägte Riffing in Verbindung mit dem dezenten Bassspiel und dem Rumpelschlagzeug, ergibt eine hoch konsistente atmosphärische Mischung. Setzt man sich in einen dunklen Raum mit diesem Werk in der aufgedrehten Stereoanlage, dann sieht man Russlands tiefe dunkelblaue, kalte See, seine nebeligen, verschneiten Wälder, vor dem geistigen Auge erscheinen. Der kreative Kopf hinter diesem Projekt leistet sich glücklicherweise keine Durchhänger. Egal ob man sich, dass seiner Frau gewidmete "Gräfin Dämmerlicht" oder "Dieses Eis Wird Niemals Schmelzen" zu Gehör führt, immer wieder wird man in den Bann der schneebedeckten Welt von "Vandrer…" gezogen.

Lange war ich mir unsicher, ob ich das Problem mit dem Gesang zu sehr dramatisiere oder aber, ob es anders wirklich deutlich besser gewesen wäre, aber selbst dieses Manko war nicht schwerwiegend genug, um Stielas Storhetts Erstling den Sprung in den zweistelligen Punktebereich zu vermiesen. In einem Satz: "Vandrer…" ist jedem Anhänger der atmosphärischen, schwarzmetallischen Klangkunst wärmstens ans Herz zu legen.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Northern Silence Productions

Veröffentlichung

2/2007

Format

CD

Land

Genre

Black Metal