Rund zwei Jahre nach der Veröffentlichung des selbstbetitelten Debuts schickt sich das italienische Projekt (wobei die Plattenfirma tunlichst dieses Wort vermeidet) Vision Divine an, ein zweites Album unter die Leute zu bringen, offensichtlich ungeachtet der Tatsache, dass das Italometal Fass ohnehin schon am Überlaufen ist. Zu den besonders bekannten Gesichtern dieser Truppe gehören Vokalist Fabio Lione, der mal bei Athena gestartet hat, anschliessend zu Labyrinth übergelaufen ist und nun bei Rhapsody in Lohn und Brot steht. Labyrinth ist übrigens das Zauberwort, welches die Verbindung der Vision Divine Musiker untereinander darstellt, denn Olaf Thorsen (guitars) stammt ja bekanntlich aus dieser Band, ebenso wie Andrew Mc Pauls (keys).

Die Qualität von "Send Me an Angel" ist unbestritten, liefern Euch die Italiener doch handwerklich perfekt gemachte Songs am Laufmeter ab. Auf der anderen Seite liegt der Überraschungsfaktor dieser Platte bei gleich Null. Typisch italienischer melodic Tamtam gepaart mit typisch italienischem Progmetal, inklusive einem typisch italienisch klingenden Sänger und einer typisch italienischen Produktion. Zum guten Glück bedienen sich Vision Divine nicht der üblen Bombastschublade Rhapsodys, aber natürlich muss man die Heulbojenstimme von Lione schon eine Dreiviertelstunde ertragen können - sonst wird's hart.

Unterm Strich ist es bei einem solch "soliden" Album nicht ganz so einfach, herausragende Anspieltips herauszufiltern. Das wirklich coole Proginstrumental "Nemesis" hingegen bringt auch einen nicht unbedingten Italometalfan ganz schön in Fahrt und gefällt durch die "breiten", spacigen Keyboards. Besonders empfehlenswert ist auch der Opener "Send Me an Angel", eine sehr gelungene Mischung aus den beiden bevorzugten Stilarten der Band. Mindestens ebenso anzuraten ist Stück Nummer vier, "Away from You".

Beim abschliessenden "Take on Me" könnte man allerdings das Vertrauen in die Interpretierfähigkeit von Metalbands bezüglich 80er Jahre Popsongs verlieren, denn bei diesem Track handelt es sich natürlich um den gleichnamigen Song von A-ha. Die Keys klingen, als würde gerade irgendwo ein Modul durchbrennen, und Fabio Lione singt sich irgendwo in den Tiefen seiner unteren Tonregale durch den Text. Da macht sich Schüttelfrost breit. A-ha würden sich über diese Version wohl auch nicht sehr freuen.

Also. Wie gesagt. Handwerklich tip top gemacht, eigentlich auch variantenreich aber sicherlich ziemlich überraschungslos, was die Fans der Gruppen Labyrinth und Rhapsody allerdings wohl kaum stören wird.

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Atrheia Records

Veröffentlichung

1/2002

Format

CD

Land

Genre

Power Metal