Ist es nicht schön, als Stilbezeichnung einer Platte wieder einmal Viking Metal anführen zu können? Wenn man bedenkt, wie populär dieser noch vor ein zwei Jährchen war, fragt man sich, wo der gute alte Wikingersound denn geblieben ist. Er hat sich wohl irgendwann mit der zur Zeit aktuellen Folk Metal Schwemme vermischt. Seitdem die legendären Mithotyn die Segel gestrichen haben und Enslaved sich aller Wahrscheinlichkeit nach beim nächsten Album auch andersweitig orientieren, sind Thyrfing wohl der heisseste Anwärter auf den Wikingerthron.

Das selbstbetitelte Debut der Schweden im Jahre 1998 liess bereits mächtig aufhorchen, wurde jedoch schon ein Jahr später durch Valdr Galga locker weggefegt, denn da bewiesen Thyrfing, dass sie bedeutend mehr waren also nur eine odinsche Eintagsfliege. Starke Gitarrenriffs und melodische Keyboards vereinten sich in tollen, episch anmutenden Songs wie beispielsweise "Storms of Asgard" oder "From Wilderness Came Death". Valdr Galga hatte gleichzeitig die nötige Aggressivität, um nicht als Weichspülmetal abgetan zu werden. Für "Urkraft" wollte man wohl zumindest am Produzententeam nichts ändern, also haben sich die Schweden abermals im Abyss mit Tommy Tägtgren zusammengehockt, um das neue Teil auszubrüten. Das Resultat ist verblüffend. Thyrfing hatten schon mit Valdr Galga angezeigt, dass sie nicht auf der Stelle treten würden, und das scheint sich mit dem neuen Album auch nicht zu ändern. "Urkraft" ist immer noch Thyrfing, und "Urkaft" ist auch immer noch Viking Metal. Allerdings zeigen sich die Mannen um Vokalist Väänänen bedeutend folkbetonter und teilweise auch ruhiger als auf dem Vorgänger. Die Keyboards sind immer noch da, pressen sich aber nicht mehr so in den Vordergrund und bedienen sich neben dezenten Atmosphärenklängen vielfach Tastensounds, die sich nach Folkinstrumenten anhören. Aber auch sonst gibt's mehr Variantenreichtum zu vermelden. Ein paar cleane Vocals und die intensivere Leadgitarrenarbeit verleihen "Urkraft" noch zusätzlich Sonderpunkte, und die Gary Moore Coverversion von "Over the Hills and Far Away" setzt dem Ganzen dann noch das Sahnehäubchen auf, denn die ist wirklich grossartig geworden.

Thyrfing verbinden auf "Urkraft" ihre alte Rauheit mit viel hymnischen Melodien und einer tollen Produktion. Mit "Mjölner" ist den Schweden wieder einmal ein absoluter highclass Opener gelungen, der vor allem in Bezug auf die ungewöhnlichen, cleanen Vocals sofort heraussticht, aber auch sonst schlichtweg ein Hammer ist. "Urkraft" ist ein Folk Metal Album, dass eben nicht wie andere Folk Metal Alben klingt und daher immer noch die differenzierte Beschreibung Viking Metal verdient.

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Hammerheart Records

Veröffentlichung

9/2000

Format

CD

Land

Genre

Pagan Metal