Hin und wieder fällt einem Rezensenten ein Werk in die Hände, für dessen Inohrenscheinnahme eine ordentliche Portion Lebensfreude zwingend notwendig ist und ohne die ich mir bei Inferi's Erstlingswerk wohl ohne zu zögern die Adern geöffnet hätte und in die ewigen Jagdgründe entstiegen wäre. Dies liegt zum einen in der zutiefst melancholischen Stimmung, die "Shores Of Sorrow" verbreitet, begründet, zum anderen aber auch im unbedingten Wunsch, diesem furchtbaren Klangerlebnis schnellstmöglich ein Ende zu bereiten.

Über plagende 49 Minuten hinweg quält sich der hinter dem Projekt Inferi steckende Solist durch vier unendlich in die Länge gezogene Kompositionen, die in Sachen Melancholie, Monotonie und Einfallslosigkeit ihresgleichen suchen. Während die zweite Hälfte der Platte leicht an Tempo zulegt bewegen sich die beiden ersten Titel durchweg im absoluten Schneckentempo und manifestieren die Entbehrung jeglicher Kreativität auf überzeugendste Art und Weise. Ein bisschen Gitarre, ein bisschen Schlagzeug, dazu ein beinahe unmenschlicher, da zu Tode verzweifelter, Kreischsprechgesang der einem eiskalte Schauer über den Rücken jagt und einige auf wohl wenigen Notenzeilen niedergeschriebene, äussert minimalistisch simple Melodiebögen, die bis zum Erbrechen immer wieder und wieder heruntergeleiert werden - mehr ist zum Inhalt des Albums eigentlich nicht zu sagen. Auffallend ist noch, dass man angesichts der recht kurzen Texte mit einer Vielzahl von Instrumentalparts hantiert, welche, der sehr dünnen und eintönigen Instrumentierung wegen, den ohnehin verlorenen Karren nur noch tiefer in den Dreck fahren.

Tja, was soll ich sagen: Ich bin mir nicht sicher, ob mir der Sinn für diese Interpretation des Black Metal fehlt oder ob ich tatsächlich eine völlig überflüssige Scheibe in Händen halte. Eigentlich bin ich mir nicht einmal sicher, ob man diese vertonte Jammerei überhaupt der schwarzmetallischen Ecke zuordnen kann, auch wenn der Protagonist dies dafür beansprucht. An alle Freunde dieser Musikrichtung ergeht von meiner Seite aus jedenfalls ein nachdrückliches "Finger weg", während ich als einzige in Frage kommende Zielgruppe die suizidgefährdeten Damen und Herren unter uns ausmachen kann, die einen passenden Soundtrack zu ihrer letzten Reise ihr Eigen nennen möchten. Ansonsten ist der musikalische Gehalt von "Shores Of Sorrow" gleich Null; die drei Punkte gibt's für die effektvolle Stimme, die abgedruckten Texte und den Mut, dieses Machwerk auf die Menschheit loszulassen.

Albuminfo

Punkte

 

1/5

Label

Northern Heritage

Veröffentlichung

8/2006

Format

CD

Land

Genre

Black Metal