Es gibt Leute, bei denen dauert manches etwas länger. Da sitz ich doch ahnungslos herum und lausche diesem Gothic Metal Album namens "At Sixes and Sevens", und ich frage mich, warum mir das alles so bekannt vorkommt. Diese bombastischen Männer- und Frauenchöre, die wuchtigen Arrangements. Hat etwas von Tristania. Die Frauenstimme, ok die ist "austauschbar", aber das Tristania Schema passt immer noch. Moment, die männlichen Growls kenn ich aber von irgendwo her. Eine Violine? Gut, alte Tristania. Die Musik klingt etwas rockiger und moderner. Hat einen gewissen "Beyond the Veil Touch" (das vorletzte Album von Tristania). Stimmt, ein oder zwei Tracks klingen etwas mehr nach Hitparaden-Gothic Metal, aber sonst ...

Nun gibt es Menschen, die kommen nie drauf, und dann gibt es wiederum andere, die sich dann doch irgendwann dazu entschliessen, mal die Platteninfo hervorzukramen und durchzulesen. Da steht Morten Veland drauf, und wo Mortan Veland drauf steht, da ist schliesslich auch Mortan Veland drin, Depp! Kein Wunder klingt hier alles ein bisschen nach Tristania, denn immerhin ist Sirenia die neue Band des ehemaligen Tristania-Frontmanns, der nach "Beyond the Veil" die Band verlassen hatte.

Damit auch klanglich alles stimmt, hat bei "At Sixes and Sevens" Terje Refsnes als Produzent Pate gestanden, einer, der auch schon Tristania, The Sins of thy Beloved und Dismal Euphony mit seinen Fähigkeiten ausgeholfen hat, der alten Elitegarde des nordischen Gothic Metals sozusagen, und somit wäre das direkte Konkurrenzprodukt zu Tristania's "World of Glass" geschaffen. Es ist wohl nicht übertrieben, dies so unverhohlen zu behaupten. Veland macht mit diesem Album schliesslich auch keinen Hehl daraus, dass er zeigen will, wie Tristania heute klingen sollten, wenn es nach ihm ginge. Dieser Eindruck drängt sich einem jedenfalls förmlich auf.

Die female Vocals wurden übrigens von einer Sängerin namens Fabienne Gondamin eingesungen, die, wie der immer wieder zu hörende Chor, aus Frankreich stammt. Die Violinenparts hingegen kommen von Pete Johansen, der dem einen oder anderen von Euch als Einmann-Projekt The Scarr bekannt sein könnte. Die vereinzelten, cleanen Vocals stammen wiederum von einem Herrn namens Jan Kenneth Barkved - dies aber nur der Vollständigkeit halber.

Wie gesagt: Was die Musik betrifft, so muss ich hier keinem erzählen, was man auf "At Sixes and Sevens" zu hören bekommt, und so richten wir unser Augenmerk auf die tollsten Songs des Albums. Wenn man nun zu den Fans der alten Tristania Platten gehört, dann machen auf "At Sixes and Sevens" ganz klar der Opener "Meridian" (ey, wie das Ascom Telefon Modell! - Verf.) sowie der Titeltrack durch die leicht mystischen, theatralischen Stimmungen das Rennen. Ganz und gar nicht zu verachten ist allerdings auch das Schlusslicht dieser Scheibe, "In Sumerian Haze", eine wundervolle Ballade, auf der Morten allerdings nicht singen darf. Doch Fabienne Gondamin meistert diese Aufgabe auch alleine prächtig, zumal sie tatkräftig vom Violinenspiel des Scarr-Menschen unterstützt wird. Dazwischen findet Ihr auch Songs der etwas moderneren Art, und so klingt "At Sixes and Sevens" alles andere als altbacken.

Sirenia vs. Tristania? Tristania UND Sirenia? Beide nicht, weil wir erst wieder Tristania Platten kaufen, wenn Morten in seine frühere Band zurückgekehrt ist? Es ist wie immer in diesen Fällen - die Macht gehört dem Volke, jedenfalls dem Teil davon, der nach dem Wochenende noch ein paar Mücken übrig hat.

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Napalm Records

Veröffentlichung

4/2002

Format

CD

Land

Genre

Gothic Metal