Ich habe es schon im Demigod-Review angetönt: Die Veröffentlichungen der letzten Monate aus dem Hause Spinefarm Records / Spikefarm Records zeichnen sich ausnahmslos durch überdurchschnittliche musikalische Qualität aus, und Norther setzen mit "Dreams of Endless War" diesen Trend eindrücklich fort. Ich werde wohl nicht darum herumkommen, in Zukunft einen Spinefarm / Spikefarm Altar in meinem trauten Heim aufzustellen ... Bereits bei Durchsicht der Tracklist ahnte ich, dass Norther mit ihrer Musik ziemlich schnell auf den Punkt kommen und auf irgendwelches halbgares Wischiwaschizeugs verzichten. Und siehe da, ich habe mich nicht getäuscht: Der Opener "Darkest Time" geht mächtig nach vorne los und legt die Marschroute unmissverständlich fest. Norther bieten uns besten Melodic Death Metal im Stile von Children of Bodom. Einige werden jetzt wohl bereits enttäuscht die Hände verwerfen und Norther als billige Kopie abschreiben. Dem ist aber mitnichten so. Norther gehen im Vergleich zu Children of Bodom deutlicher aggressiver zu Werke und haben in ihren Songs zahlreiche Elemente eingebaut, welche in Richtung Power Metal weisen. Eigentlich sind nur die Vocals im Death Metal Bereich anzusiedeln, der Rest könnte auch auf einer reinen Power Metal Scheibe zu finden sein. "Dreams of Endless War" dürfte der legitime Nachfolger zu "Hatebreeder" sein und schwingt im Vergleich zum schwächelnden Nachfolger "Follow the Reaper" deutlich oben aus. Das Stück "Endless War" könnte ohne weiteres auf der letzten Moonsorrow-Scheibe stehen und zeigt eine weitere Stärke der Finnen: Die Fähigkeit nämlich, musikalische Härte mit der nötigen Portion Melodie zu versehen und eingängige Songs zu schreiben, welche sich sofort in den Hörgängen festzusetzen vermögen. Als Anspieltipp sei auf die Bandhymne "Released" verwiesen, welche als Single veröffentlicht wurde und mit einem Video Track entsprechend gewürdigt wird, welcher auf "Dreams of Endless War" ebenfalls enthalten ist. Der Käufer wird’s zu schätzen wissen.

Angesichts der überzeugenden musikalischen Darbietung auf "Dreams of Endless War" haben es Norther verdient, dass wir ihren Werdegang kurz nachvollziehen: Gegründet wurde die Band im Jahre 1996 von Toni Hallio (Drums) und Pete Lindroos (Lead Guitars, Vocals), und man firmierte damals noch unter dem Namen Requiem. Die Jungs nutzten jede freie Minute, um ihre musikalische Handfertigkeit auf ein Mass zu steigern, welches eine Veröffentlichung ihrer Songs rechtfertigen würde. Richtig in Fahrt kam das Ganze aber erst im Jahre 2000 mit dem Zuzug von Kristian Ranta (Lead Guitars). Eine Promo-CD führte schliesslich zum Deal mit Spinefarm Records. Jukka Koskinen (Bass) und Tuomas Planman (Synth) ergänzten anschliessend das Line-up, und im August 2001 war es dann soweit: Das Debut "Dreams of Endless War" wurde im Sundi Coop Studio, Savonlinna aufgenommen.

Ich bin normalerweise kein Freund von Coverversionen. Mit "The Final Countdown" belehren mich Norther aber eines Besseren. Cool, wie sie den Europe-Klassiker in einem neuen Licht erscheinen lassen! Ich erinnere mich noch genau, wie ich Ende der 80er diese Scheibe (damals noch als Kassette) erstanden und zu Hause gedacht habe, was für ein teuflisches Stück Heavy Metal ich da jetzt habe. Tja, mit den Jahren habe ich die Relationen dann gefunden. Das ändert aber nichts daran, dass ich Europe damals klasse fand (äh, ich auch Stefu, ich auch, Mike wird uns für dieses Outing aber wohl verhauen - Daniel)! Zusammenfassend deshalb folgendes Fazit: Wer auf Melodic Death Metal der Stilrichtung Children of Bodom steht, kann "Dreams of Endless War" ohne Hörprobe kaufen. Alle anderen werden wohl einen grossen Bogen um diese Scheibe machen!

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Spinefarm Records / Spikefarm Records

Veröffentlichung

4/2002

Format

CD

Land

Genre

Death Metal