Die drei Bieler Pieric (vocals, guitars), Tobi (drums) und Oli (bass), im Rudel auftretend auch schlicht und einfach Scathing genannt, gehören meiner persönlichen Meinung nach zu den interessantesten Newcomerbands der Schweiz, und zwar aus vier Gründen.

Erstens: In unserem Ländle kann man mit allem, was härter als "trallalla-melodic-Hardrock" ist, sowieso kaum etwas reissen. Es ginge ja noch, wenn Scathing reinen Death Metal spielen würden - aber nein, sie haben sich für die "Randgruppe" des technischen Death entschieden. Mutig.

Zweitens: Dass Scathing gleich links vom letzten Fuchsbau der Welt musizieren, also in Biel (sorry an alle Bieler), dürfte da auch nicht gross weiterhelfen. Dorthin kommt nicht mal der Hase gute Nacht sagen, und somit können Scathing wohl kaum auf eine riesige Metaller-Unterstützung in der eigenen Stadt hoffen. Deshalb wurde eine Gegenmassnahme getroffen - Scathing haben neulich ein eigenes Metal-Festival in Biel auf die Beine gestellt.

Drittens: Neben der technischen Fertigkeit aller drei Musiker ist zudem zu sagen, dass Gitarrist und Frontmann Pieric über ein wirklich mächtiges Growlorgan verfügt, welches er auch offensichtlich immer besser (sprich akzentuierter) einzusetzen weiss.

Viertens: Welche Band hat schon einen Sekretär? Scathing. Grüsse an dieser Stelle an Gregory, der alles das machen muss, was sonst keiner macht. Cover, Booklet, Administration und neuerdings wie es scheint sogar die Produktion! Fast schon ein viertes Bandmitglied, könnte man sagen.

The Day The Laughter Died zeigt, dass Scathing bewusst an den "Schwachstellen" der ersten Ep "Scars of the Past" gearbeitet haben. Die Produktion wirkt viel knackiger, das Schlagzeug scheppert nicht mehr in den Hochtönen und die Songs geben sich sehr viel kompakter als noch auf "Scars of the Past", erscheinen also trotz technischer Spielereien und zahlreichen Rhythmuswechseln als gesamtheitliche Stücke, zu denen man relativ schnell einen Zugang findet. Die Vocals präsentieren sich auf "The Day the Laughter Died" ausserdem als "fest dazugehörende Einheit" und nicht mehr als "zusätzliche Nötigkeit".

Der letzte Titel, das ist jedem Sepultura Fan natürlich sofort klar, muss eine Coverversion des gleichnamigen Brasilianer-Klassikers sein. Ist es auch, originalgetreu und "liebevoll" interpretiert. Super gemacht! Bleiben wir gleich mal beim Namen Sepultura. Die Frühzeit dieser Band ist musikalisch bei Scathing sehr oft zu anzutreffen, paart sich aber gleichzeitig mit technischem Death aus Osteuropa und einigen old-school Einflüssen der amerikanischen Machart. Vor allem "Chaos in Your Brain" hat anfänglich einen gewissen Deicide-Touch. "Isolated" zeigt sich dagegen als schredderndes und aggressives Groovmonster, während "Insight" eher sperrig wirkt, allerdings mit wunderbar schrägen Riffs aufwarten kann, welche einen manchmal etwas an Pestilence (zu ihren "progressiveren" "Spheres"-Zeiten) erinnern. Die Lyrics zu Behind The Mask stammen übrigens von Darkmark, dem Kreischling, der schon auf "Scars of the Past" zu hören war. So auch auf dieser EP, allerdings nur unterstützend zu Pieric's Growls - aber diese Kombination bringt's!

Schon allein die Tatsache, dass Scathing mit dieser Art von Musik in der Schweiz nicht mal ihren Kaugummibedarf finanzieren können, macht sie sympathisch. Kontakt und alle weiteren Infos findet Ihr auf deren Webseite, und vielleicht organisieren sie ja mal wieder ein Metal-Festival in Biel. Für's kommende Frühjahr ist jedenfalls schon was angekündigt. Bis dahin - au revoir und auf Wiedersehen.

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Eigenproduktion

Veröffentlichung

4/2001

Format

CD

Land

Genre

Death Metal