Obacht, die Hesse komme! Und zwar bereits zum dritten Mal, mit einer rund dreijährigen Pause zum Vorgänger Infected. Warum Disbelief zu einer der extremsten Metalbands Deutschlands gehören, wird einem sehr schnell klar, wenn man Worst Enemy erst mal auf sich losgelassen hat. Da schnellt der Equalizer der Stereoanlage wenige Sekunden nach dem Drücken der Starttaste auf der ganzen Breite nach oben und verlässt nur noch für die Unterbrechungen zwischen den einzelnen Songs kurzzeitig seine starre Haltung, was wiederum ein klarer Hinweis darauf ist, dass man es mit einer ungeheuren Soundwand zu tun hat.

Disbelief sind nicht unbedingt schnell sondern pendeln sich lieber irgendwo in den groovenden Midtempogefilden ein. Trotzdem wirken sie unglaublich hart, emotional und brachial, türmen ihren ganzen Frust und sämtliche Depressionen dieser Welt (könnte man jedenfalls meinen) Titel für Titel vor Euch auf, um diese anschliessend gnadenlos auf Euch niederprasseln zu lassen. Ein Grund für diese starke Wirkung auf den Zuhörer könnte unter anderem die mächtige Shouterstimme von Karsten Jäger sein, der zwar kurzzeitig die Band verlassen hatte, nun aber wieder mit an Bord ist. Es gibt noch ein zweites Phänomen, dem man bei Disbelief oft begegnet. Die monströsen Gitarrenmauern fahren nicht selten "zweilagig", teilen sich also in einen tiefen Riff sowie etwas höher angesiedelte, sehr simple und fast schon monoton wirkende Melodien (ebenfalls Riffs, nicht, damit hier einer denkt, es gäbe auf Worst Enemy Gitarrentrürülü) auf, was dem Sound eine immens dichte Atmosphäre verleiht. Paradebeispiele für diese Vorgehensweise sind Misery und Denial, zwei besonders emotionale Songs, wohl auch deswegen, weil diese Tracks neben der Frust- und der Depressionsstimmung auch eine starke Verzweiflung ausstrahlen.

Die Musik von Disbelief zu beschreiben, ist keine einfache Sache. Es dürfte mit grösster Wahrscheinlichkeit so ausgehen, dass Worst Enemy fast ausschliesslich gute Kritiken in der Presse einfährt. Einer der Gründe ist, dass der Disbelief Sound etwas hat, was andere Bands ihre ganze Karriere lang erfolglos anstreben, nämlich Eigenständigkeit. Ein weiterer könnte sein, dass die Offenheit und Intensität, mit der diese Deutschen hier zu Werken gehen, ihnen zusätzlich etwas beschert, was andere Acts nicht bekommen - ehrlichen Respekt. Worst Enemy ist kein zehn Titel Album sondern eher eine 45minütige, geballten Ladung an Kraft und Power, bei der man trotz der wuchtigen Härte eher in eine nachdenkliche und melancholische Stimmung verfällt. Worst Enemy geht direkt in die Seele, zerrt an ihr, reisst an ihr und nistet sich in ihr ein. Verdammt eindrücklich, diese Scheibe.

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Massacre Records

Veröffentlichung

5/2001

Format

CD

Land

Genre

Metal