"Aggression. Melodie. Individualität. Prägnanz. Energie." Ziemlich selbstbewusst wirken die Stichworte, mit denen die fünf Berliner ihr Werk beschreiben. Anlass genug, die Wirklichkeit in die andere Waagschale zu legen und zu vergleichen.

"Nature’s foul Child" schiebt konstant im mittleren Tempo vorwärts und gefällt gleich zu Beginn mit kernigen Gitarrenklängen und dem druckvollen und absolut natürlichen Schlagzeugsound. Mit einer singenden Gitarrenmelodie haben Respawn dann endgültig meine volle Aufmerksamkeit. Irritiert vernehme ich sogleich einen dünnen, ziemlich unpassenden Gitarrenlauf, und schliesslich zucke ich beim einsetzenden Gesang im Stuhl zusammen. Die raue Stimme aus voller Brust, irgendwo zwischen Bruce Dickinson und Biff Byford (Saxon), trägt ganz sicher zur Individualität von Respawn bei, ist aber eher meiner Aggression förderlich als jener der Musik. Der Arbeit von Frontmann Roland kann ich partout nichts Positives abgewinnen. Ganz anders sieht es bei den Saitenkünstlern aus; reich an technischem Können gesegnet, glänzen Respawn vor allem durch teilweise extrem packende, facettenreiche Riffs. Wären da nicht zwischendurch billige, voraussehbare Teile, wäre das Thema Prägnanz unbeanstandet abgehakt worden. Die unzähligen Melodien, teils bedächtig, teils virtuos, hätten das Ihrige dazu beigetragen, wenn man die aussagekräftigen von den vielen beiläufigen getrennt hätte.

Im extrem natürlichen, positiven Gesamtbild der Soundqualität – hier zeigt sich, dass Eigenproduktionen mit professioneller Hilfe oft harmonischer ausfallen als Laufbandabfertigungen von teuren Studios - wirken die Stücke mit den abwechselnden Effekten auf Stimme und Gitarre, deren immer wieder wechselnde Dominanz und den unverzerrten Zwischenspielen fast schon überladen. Diese vielen Ansätze und Ideen in nur fünf Lieder zu verpacken, war des Guten etwas zuviel. Die nötige Energie kann "Nature’s foul Child" also durchaus nicht abgesprochen werden, sie befindet sich aber überhaupt nicht in Resonanz mit meinem Übergang vom uninteressierten in den erregten Zustand. Spielfreude und Eigenständigkeit sind die Stärken von Respawn, eine gelungene Kombination der anfangs genannten Begriffe ist ihnen in meinen Augen sehr bedingt gelungen.

Albuminfo

Punkte

 

2/5

Label

Eigenproduktion

Veröffentlichung

9/2005

Format

CD

Land

Genre

Thrash Metal