Nun, wenn "Cannibal Holocaust" als Single verkauft wird, was offenbar der Fall ist, dann geht die Sache eigentlich auch in Ordnung. Der Titeltrack ist ein richtig cooler Old School- Stampfer im typischen Necrophagia-Stil. Der Song wird mit einer Keyboard-Version der Film-Titelmelodie eröffnet, die anschliessend DM-mässig als Hummelriff runtergeprügelt wird. Dann mündet das Ganze in ein paar Midtempo-Riffs im Stil von Celtic Frost. Schön räudig produziert, ohne allzu schrattelig zu wirken, und mit Killjoys kranken Eitergurgel-Vocals verziert. Kommt gut und zeigt vor allem wieder mal, was richtiger Old School-DM ist.
Der Rest ist dann nicht mehr besonders spannend. Die zwei Demotracks sind ziemlich lausig produziert und klingen etwa nach Dark Thrones "A Blaze in the Northern Sky", nur, äh, noch billiger. Baphomet Rises ist ein blosses Keyboard-Intro mit ein bisschen "huhu, der böse Mann kommt"-Geflüster, und "Chainsaw Lust" ist 80 Sekunden undifferenziertes Gerumpel. Trotzdem, wenn Cannibal Holocaust als Single verscherbelt wird, geht das völlig in Ordnung. Der Titeltrack ist wie gesagt echt knorke und mit 6:23 Minuten ohnehin so lang wie bei anderen Bands zwei Songs miteinander, und das Mayhem-Cover dürfte fanatische Necrophagia-Fans trotz der unterirdischen Soundqualität durchaus interessieren. Wenn Euch aber jemand mehr Kohle hierfür aus der Tasche ziehen will, dann lasst es bleiben.
Der Videoclip fällt allerdings eher in die Kategorie "fragwürdig". Erstens sind sowohl Sound- als auch Bildqualität zum Brechen, zweitens ist der Clip nix weiter als eine mies gefilmte Proberaumaufnahme versetzt mit Szenen aus dem Film, und drittens haben Necrophagia den Film offensichtlich nicht verstanden. Am Anfang des Clips labert Phil Anselmo schonmal irgendwas im Stil von "Blut, Gewalt, geil, voll krass, ey", und die in den Clip eingebauten Szenen bilden sowas wie eine Zusammenfassung aller besonders blutigen/ekligen/perversen Szenen des Films. Wobei einige der übelsten Szenen weggelassen wurden, wodurch der Clip nicht mal seinem eigenen Anspruch, irgendwie besonders extrem zu sein, gerecht wird. Statt dessen konzentriert man sich auf die Vergewaltigungsszenen. Viel saurer als die miese Qualität stösst mir dabei die Tatsache auf, dass durch den Clip der Eindruck vermittelt wird, "Cannibal Holocaust" sei ein gewaltverherrlichender, sexistischer und rassistischer Gore-Streifen (was die Band offenbar so sieht, und darum finden sie den Film gut), was er eben genau NICHT ist. Bei allem Geschwafel von wegen "extremster Kannibalenfilm aller Zeiten" wird eben immer gern vergessen, dass "Cannibal Holocaust" ein Film mit einer klaren Message war, dessen extreme Gewaltdarstellungen in erster Linie zum Unterstreichen dieser Message dienten. Dass er hier von Necrophagia wieder mal als gewöhnlicher Schlächter-Film angepriesen wird, finde ich daher ziemlich ärgerlich. Ausserdem muss man sich schon fragen, ob es wirklich sinnvoll ist, einen Videoclip mit Szenen aus diesem Film auf eine CD zu packen, die völlig normal an Fans jeden Alters in Plattenläden verkauft wird. Zartbesaitete Gemüter muss ich jedenfalls vor dem Genuss dieses Clips warnen.
Albuminfo
Punkte |
0/5 |
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Label |
Season of Mist |
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Veröffentlichung |
11/2001 |
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Format |
CD |
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Land |
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Genre |
Death Metal |