Italien ist ja vor allem für sehr polarisierende Power Metal-Formationen mit Hang zu schwülstigem Pomp bekannt. Enemynside hingegen klingen dermassen amerikanisch, dass ich meine Pasta gleich wegschmeissen und stattdessen ein saftiges Rindssteak verputzen möchte. Stark Bay Area-beeinflussten Thrash Metal vom Feinsten knallt uns das Quartett vor den Latz.

Es soll mir jetzt keiner kommen und diesen Stil als altbacken bezeichnen. "Let the Madness begin" ist nämlich ein durchaus zeitgemässes Album, nicht zuletzt wegen der sauberen und modernen Produktion. Musikalisch haben (die alten) Metallica, Megadeth, Testament, Anthrax usw. natürlich Pate gestanden, aber Enemynside als Klon zu bezeichnen wäre falsch. Schliesslich findet man in einigen Stücken auch Elemente aus dem neueren Thrash (kein New Metal!). Hin und wieder werde ich beispielsweise an die Jesus-Thrasher Tourniquet erinnert (die nebst haufenweise religiösem Schwachsinn auch wirklich guten Thrash Metal produzieren). Alle zehn Lieder sind ausgeklügelte, äusserst kompakte Nackenbrecher. Temporeiche Stakkato-Riffattacken und melodische, bisweilen sogar richtig gefühlvolle Parts ergänzen sich perfekt. Der Gesang weiss zu überzeugen und ist der Melodie ebenfalls sehr zugetan, besitzt aber auch genug Rauheit um die nötige Aggressivität zu vermitteln. Dass diverse Rhythmuswechsel, Breaks und Soli die Songs nie uninteressant werden lassen, ist sicher einer der grössten Pluspunkte dieser Scheibe.

Wer modern umgesetzten traditionellen Thrash mit Melodie mag, sollte Enemynside auf jeden Fall antesten. Ausfälle gibt es auf "Let the Madness begin" keine. Klar erfinden Enemynside diesen Stil nicht neu, aber ich halte dieses Werk für eines der besten Thrash Alben der älteren Schule, das ich seit längerem zu hören bekommen habe.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Temple of Noise Records

Veröffentlichung

7/2005

Format

CD

Land

Genre

Thrash Metal