Wie Albumtitel und Coverartwork vermuten lassen, dreht sich bei den Kanadiern Necronomicon alles um ägyptische Mythologie. Nun wird so manch einer die Augen verdrehen und von einer billigen Nile-Kopie reden, aber von diesem Vorwurf müssen wir Necronomicon gleich wieder freisprechen. "Pharaoh of Gods" wurde nämlich 1998 aufgenommen und 1999 veröffentlicht, entstand also etwa zeitgleich mit "Amongst the Catacombs of Nephren-Ka" von Nile. Nun wurde das Album, von dem damals nur 1000 Stück in Umlauf kamen, remastered und neu aufgelegt. Richten wir also mal im Zweifel für den Angeklagten und gehen wir davon aus, dass Necronomicon nur zufällig die gleiche Idee hatten wie Nile.

Musikalisch verbindet die zwei Bands nämlich nicht übermässig viel. Natürlich gibt es auch bei Necronomicon diese Filmmusikartigen Zwischenspiele und gelegentliche orientalische Elemente in den Songs, aber aufgrund des textlichen Konzepts ist das ja relativ naheliegend. Die eigentliche Basis des Musikstils bilden bei Necronomicon aber nicht wie bei Nile hyperschnelle Breakorgien, sondern vielmehr eine relativ geradlinige und midtempoorientierte Version von Morbid Angel. Das macht Necronomicon schon mal sympathisch, orientieren sich doch die meisten Morbid Angel-beeinflussten Bands heutzutage vor allem an den schnellen Prügelsongs von Azagtoth & Co.. Necronomicon sind da anders: Das Grundtempo ist eher langsam bis rollend, und Blastbeats werden nur gelegentlich eingesetzt. In Verbindung mit den bereits erwähnten orientalischen Gitarrenmelodien und den sparsam verteilten melodischen Vocals von Bassistin Kate ergibt das einen durchaus eigentständigen Stilmix, der sich deutlich genug von Nile abhebt.

Ihren eigenen Stil haben Necronomicon also mit Sicherheit, nur mangelt es ihnen leider etwas an zündenden Songideen. Viele der Songs hören sich schlicht zu ähnlich an, und das eher gemässigte Tempo ist an sich zwar löblich, aber wenn fast alle Songs im genau gleichen Midtempo daherkommen, wird's auch irgendwann langweilig. Dadurch fehlt dem gesamten Album irgendwie die Dynamik, ebenso wie es auch den Songs an sich an Dynamik mangelt. Necronomicon haben zwar ein prima Händchen dafür, gute Melodien mit brutalem Ami-Tod zu verbinden, aber echte Spannungsbögen kommen in ihren Songs nur selten auf. Die Songs fangen einfach irgendwo an und sind dann irgendwann wieder fertig. Ausnahmen bilden dabei allerdings diejenigen Songs, wo Necronomicon die Verschmelzung von orientalischen Elementen und Death Metal etwas weiter treiben als sonst, insbesondere "Egypt the Red Earth" und der Titelsong, wo eine Art Dramaturgie aufgebaut wird, wie man sie sonst eher von Filmsoundtracks kennt. Wären mehr Songs von dieser Sorte auf dem Album und weniger 08/15 Midtempo-Death Metal, sähe die Geschichte ganz anders aus. Vielleicht krankt "Pharaoh of the Gods" auch ganz einfach an der viel zu langen Spielzeit. Hätte man einige der halbgaren Ideen aussortiert, wäre das Album immer noch lang genug und wesentlich unterhaltsamer.

Bleibt unterm Strich wieder mal ein Fall von "gute Band, mittelprächtiges Album". Necronomicon sind zweifellos talentierte Musiker, haben Ansätze zu einem originellen Musikstil und beweisen gelegentlich auch ein Händchen für gutes bis sehr gutes Songwriting. Die Produktion des Albums braucht sich vor der Konkurrenz auch drei Jahre nach dem ursprünglichen Release nicht zu verstecken. Aber es braucht bei Necronomicon dringend eine Verdichtung des Songmaterials, der unoriginelle und langweilige Ballast sollte abgeworfen werden, die Band sich auf ihre echten Stärken besinnen. Laut Website ist für dieses Jahr ein neues Album geplant, warten wir also mal ab, was Necronomicon in den drei Jahren seit "Pharaoh of Gods" dazugelernt haben.

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Unique Leader Records

Veröffentlichung

4/2002

Format

CD

Land

Genre

Death Metal