Genie und Wahnsinn liegen bekanntlich ja nahe beieinander. Und nirgends wird das klarer als beim Genuss des neuesten Meshuggah Albums.

Bereits bei der Ein-Song-EP "I" war der Trend zu unkonventionellen Songstrukturen unübersehbar. Zwar war die Idee, eine CD mit nur einem Lied in Überlänge zu bestücken, nichts neues mehr, aber trotzdem macht das nicht jeder. Während "I" jedoch noch als Stück im geläufigen Sinne bezeichnet werden konnte, tut man sich auf "Catch 33" mehr als schwer, die Songs als solche auseinander zu halten.
Hat man nicht die Tracklist vor Augen, ist es nahezu unmöglich festzustellen, wann das eine Lied aufhört und das nächste beginnt. Meshuggah sind nun auf einem Level angelangt, wo nicht nur der Aufbau der Songs jeden Musiker in den Wahnsinn treibt. Nein, sie gehen noch einen Schritt weiter und werfen auch noch die letzten Normen aus Ihrem Programm. Wer sagt denn, dass ein Stück einen Anfang und ein Ende braucht? Es macht den Anschein, als wäre das ganze Album ein einziger Song. Ist auch schon vorgekommen, wird sich der eine oder andere von euch jetzt denken. Ist es auch. Was die mir vorliegende Scheibe aber von den anderen dieser Art unterscheidet ist, dass es den Anschein macht, die Tracks seien zufällig gesetzt worden. So kann es vorkommen, dass ein neuer Song mitten in einem Riff beginnt. Andererseits sind gewisse Stücke so beschaffen, dass man meinen könnte es handle sich um drei verschiedene.

Im Allgemeinen ist die Musik der Schweden aber eher einfacher und noch langsamer geworden als auf dem Vorgängeralbum "Nothing". Stellenweise ziehen sich Riffs über Minuten hin, was eine gewisse Langeweile aufkommen lässt. So zieht sich beispielsweise das erste Riff mit wenigen Variationen durch die ersten drei Songs hindurch, welche mit ihrer durchschnittlichen Spieldauer von eineinhalb Minuten zusammen durchaus als ein Lied betrachtet werden könnten.
Bei "The Paradoxical Spiral" lässt der Anfang aufhorchen, bevor man ein zwar anderes, aber wieder den ganzen Song andauerndes Riff vorgesetzt bekommt, welches sich dann, wie könnte es auch anders sein, fast unverändert bis in den übernächsten Track hält. Erst in "Entrapment" lässt man sich dazu herab, ein wenig Abwechslung in Form eines Soloparts zuzulassen, bevor dann im fast fünfminütigen "Mind’s Mirrors" zu (un)gewöhnlichen Vocoder- Vocals gegriffen wird.

Fans althergebrachter Meshuggah Riffgewitter kommen frühestens ab "In Death- Is Life" auf ihre Kosten, werden mit dem über dreizehnminütigen "In Death- Is Death" aber ordentlich für die lange Wartezeit entschädigt, wobei auch hier ab der Mitte nur noch ein Outrogeplänkel geboten wird. Was den Rest des Materials betrifft, könnte ich jetzt wiederholen, was ich weiter oben geschrieben habe. Das lass ich jetzt aber bleiben…

Ich hätte nie gedacht, dass ich über Meshuggah einmal etwas Negatives schreiben werde, aber was die Jungs auf dieser CD bieten ist selbst mir zuviel. Mag ja alles durchdacht sein und "Malen nach Zahlen" ist auch nicht gerade mein Ding, aber was Mr. Thordendal und Gefolge da abziehen, verkommt langsam zum ungeniessbaren Egotrip. Schade!

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Nuclear Blast

Veröffentlichung

6/2005

Format

CD

Land

Genre

Thrash Metal