Hecate Enthroned sind mittlerweile auch schon einige Jährchen mit dabei - ein Umstand, der auf "Miasma" offensichtlich zu Tage tritt. Die musikalische Umsetzung der sechs Songs auf "Miasma" ist nämlich derart überzeugend, dass gar kein anderer Schluss möglich ist. Selbst wer Hecate Enthroned bis zum heutigen Tag nicht kannte, wird nach dem Genuss von "Miasma" darauf kommen. Die aus Wales stammenden Hecate Enthroned standen seit Beginn ihrer Karriere immer etwas im Schatten von Cradle of Filth - ob zu Recht oder Unrecht, sei an dieser Stelle offengelassen. Zumindest auf ihrem Debut "Upon Promeathean Shores" (1995) sind gewisse Parallelen durchaus feststellbar. Dieser Umstand ist aber nicht weiter erstaunlich, war nämlich der ehemalige Sänger Jon sogar während kurzer Zeit bei Cradle of Filth zu deren Demo-Zeiten tätig. Mit "Slaugther Of Innocence" (1997), "Dark Requiems" (1998) und "Kings Of Chaos" (1999) veröffentlichten Hecate Enthroned weitere Werke, mit denen sie recht ansehnliche Resonanzen erzielen konnten. Angesichts ihrer fehlenden Live-Präsenz auf dem Festland gelang den Jungs von Hecate Enthroned der endgültige Durchbruch bis jetzt aber noch nicht; mit "Miasma" unternehmen sie nun einen weiteren Schritt dazu.
Die ersten Lebenszeichen von Hecate Enthroned datieren aus dem Jahre 1990. Damals gründeten die beiden Gitarristen Nigel und Marc die Band Amethyst. Im Jahre 1992 stiess Jon als Sänger und Bassist dazu. Ein erstes Demo wurde veröffentlicht. Ein Jahr später folgte die Umbenennung in Daemonium. Gemäss Bandinfos sollen die Jungs bereits damals einer Mischung aus Black/Death Metal mit Keyboardklängen gefrönt haben. Ende 1993 verliess Jon die Band in Richtung Cradle of Filth, kehrte aber nach wenigen Monaten wieder zurück, weil er sich offenbar mit der musikalischen Entwicklung und dem Vampirkult bei Cradle of Filth nicht anfreunden konnte. Während der Abwesenheit von Jon wurde das Demo "Dreams of Mourn" aufgenommen. Kurz vor dem Wiedereinstieg von Jon erfolgte aufgrund der neuen musikalischen Ausrichtung und des entsprechenden Image-Wechsels in eine reine Black Metal-Band eine erneute Umbenennung in Hecate Enthroned. Kurz darauf wurde das Demo "An Ode For A Haunted Wood" eingespielt, auf welchem übrigens auch der alte Daemonium-Song "Dreams To Mourn" enthalten war, der auf dem Debut "Upon Promeathean Shores" als Song "To Feed Upon Thy Dreams" nochmals zu Ehren kommen sollte. Zu dieser Zeit wurden aufgrund diverser Live-Gigs in London die Verantwortlichen vom Blackend-Label auf Hecate Enthroned aufmerksam. Blackend befanden sich zu diesem Zeitpunkt gerade im Aufbau und geplant war, Hecate Enthroned als eigentliches Flaggschiff einzuspannen. Trotz schlechten Kritiken verkaufte sich das Debut anständig. Mit dem Konzeptalbum "Slaughter Of Innocence - A Requiem For The Mighty" ging es im Jahre 1997 weiter. Die Lyrics drehten sich um das düstere Kapitel der Hexenverfolgung im mittelalterlichen Europa und wurden - wie erstaunlich... - von den Fans begeistert aufgenommen. Aufgrund diverser Besetzungswechsel konnten Hecate Enthroned die geplante Europatour mit Immortal nicht bestreiten - wer weiss, wo Hecate Enthroned heute stehen würden, wenn diese Tour wie geplant über die Bühne gegangen wäre! Bei den Aufnahmen zu "Dark Requiems" war zum ersten Mal Pete Coleman mit von der Partie. Die Leute von Blackend zeigten sich ob den getätigten Verkäufen zufrieden, so dass schon bald danach mit "Kings Of Chaos" eine weitere Veröffentlichung folgte. Wieder machten aber mehrere Besetzungswechsel ausgedehntere Liveaktivitäten zunichte. Insbesondere trennte man sich bereits vor den Aufnahmen zu "Kings Of Chaos" von Sänger Jon, welcher mit seiner kreischenden Stimme ja nicht unwesentliches Merkmal des Hecate Enthroned-Sounds gewesen war. Ersetzt wurde er durch Dean, welcher gemäss Infos auf der Bandhomepage ebenfalls für die Vocals auf "Miasma" verantwortlich ist.
Zu den einzelnen Songs auf "Miasma" ist folgendes festzuhalten: Bereits beim Opener "So Called Saviour" (4:53) zeigen sich Hecate Enthroned von einer erfreulich abwechslungsreichen Seite. Besonders der Wechsel zwischen den cleanen Vocals und dem bisher bekannten Kreischgesang entpuppt sich sofort als Gewinn. Mit "New Day Emerges" (4:28) folgt dann der eigentliche Höhepunkt von "Miasma": Wer auf Black Metal mit Keyboard-Klängen steht, kommt hier voll auf seine Kosten. Bei "Commence The Chaos" (1:11) dürfte es sich um das Intro zum Song "Designed With Hate" (3:22) handeln, welcher Hecate Enthroned aufgrund der zum Teil tiefen Stimmlage des Sängers und einzelner Riffs sogar in die Nähe des klassischen Death Metal rückt und deshalb auch mein persönlicher Favorit ist! "Silenced But For Their Cries" (3:30) vereinigt nochmals sämtliche Vorzüge von Hecate Enthroned; nach einem stimmungsvollen Beginn steigert sich der Song in ein wahres Black Metal-Gewitter, artet aber nie in sinnlose und nicht nachvollziehbare Prügel-Attacken aus. Die ersten 30 Sekunden dieses Tracks könnten im Übrigen auch auf Tiamats nie mehr erreichtem Meisterwerk "Clouds" stehen! Neben Elementen des klassischen Black Metal sind vereinzelt auch immer wieder Einflüsse aus dem Gothic Metal auszumachen, welche sich aber glücklicherweise in Grenzen halten. Eine gelungene Coverversion des Venom Klassikers "Buried Alive" bildet den Schlusspunkt von "Miasma". Aufgenommen wurden die sechs Songs von "Miasma" in den Elevator Studios in Liverpool. Für die Produktion zeigte sich erneut Pete Coleman verantwortlich, welcher sich bereits mit Werken von Paradise Lost und Anathema auszeichnete. Klar, dass angesichts derartiger Referenzen die Produktion von "Miasma" - im Gegensatz zu zahlreichen anderen Black Metal-Veröffentlichungen - keine Wünsche offen lässt.
"Miasma" kann jedem Liebhaber von klassischem Black Metal, welcher sich angesichts von (im Falle von Hecate Enthroned allerdings sehr massvollen) Keyboardklängen nicht mit Entsetzen abwendet, ohne weiteres empfohlen werden - es sei denn, dass ihr aufgrund des schlechten Preis-Leistungsverhältnisses einer MCD aus Prinzip auf einen derartigen Kauf verzichtet. Wenn Hecate Enthroned auf dem nächsten vollständigen Longplayer den Qualitätslevel von "Miasma" halten können, werden sie mit Bestimmtheit endgültig aus den Fussstapfen von Cradle of Filth heraustreten können. Noch eine Schlussbemerkung meinerseits: Vielleicht hast du dich während dieser Zeilen gefragt, für was eigentlich der Name Hecate Enthroned steht? Ich wusste es auf jeden Fall nicht, habe mich deshalb schlau gemacht und kann dir nun folgendes mitteilen: Der Bandname stützt sich auf die griechische Fruchtbarkeitsgöttin Hekate ab. Alles klar?
Albuminfo
Punkte |
0/5 |
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Label |
Blackend Records |
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Veröffentlichung |
10/2001 |
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Format |
CD |
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Land |
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Genre |
Black Metal |