Dass der Reviewheader keine Spielzeit enthält, liegt daran, dass es sich bei der Promoversion dieser CD um einen "Taster" handelt, was wiederum bedeutet, dass die meisten Songs nur teilweise drauf sind, also nicht ganz ausgespielt werden. Da aber die Anspielzeit sämtlicher Tracks relativ grosszügig bemessen wurde, dürfte man sich ein gutes Bild von "Secret of the Runes" machen können.

Das da oben ist übrigens tatsächlich eine Tracklist und nicht etwa ein skandinavischer Fremdenführer - dennoch geht man auf eine konzeptionelle Reise, und zwar durch die nordische Sagen- und Götterwelt, wie man an den Titeln unschwer erkennen kann.

Kaum eine andere Band hat Klassik und Metal jemals stärker verwoben als Therion. Sicher, es gab eine Menge Projekte, bei welchen sich Metal Bands mit klassischen Instrumentalisten gemeinsam betätigten - dies jedoch meist auf einer metalbasierenden Songwriterebene. Bei Therion Mastermind Christofer Johnsson läuft das je länger je mehr umgekehrt. Die Beweise dafür liefern uns die beiden Vorgäneralben "Vovin" und "Deggial". Nur wurde besonders auf "Deggial" klar, dass wieder mehr Metal in die Therion Musik kommen musste, da die Johnsson Truppe halt immer noch in erster Linie Platten an Metal und nicht an Klassik Fans verkauft. Gesagt, getan, und so präsentiert sich "Secret of the Runes" mit einer gehörigen Portion zusätzlichem Gitarrenpower. Trotzdem: Therion waren nie klassischer, epischer, mystischer und opulenter als heute.

Für eine Metalplatte ist "Secret of the Runes" fast schon dekadent. 64 Tonspuren, 30 klassische Instrumentalisten (Bläser, Flöten, Oboen, Streicher etc.) sowie der gewohnte Männer- und Frauenchor (die Solistinnen und Solisten haben faszinierendere Stimmen denn je) zieren das neuste Johnsson Werk, und auch die leicht orientalischen und osteuropäischen Einflüsse sind geblieben. Johnsson hat auf "Secret of the Runes" wunderbare Melodien geschaffen und die klassischen Elemente perfektioniert, nicht aber ohne gleichzeitig, und das ist das Erstaunliche daran, den Gitarren wieder mehr Raum zu geben.

Es gibt so viele Highlights auf diesem Album, dass man sich schwer tut, ein paar Songs daraus auszuwählen. "Nifelheim" allerdings schlägt alles. Mehrstimmige Chöre (Respeeeekt!), bombastische Bläsereinsätze, bedrohliche Riffs, träumerische Geigen- und Flötenmelodien sowie eine atmosphärische Melodramatik hüllen einen ganz und gar ein. Fantastisch ist hier nur der Vorname. Das etwas schwermütige "Ljusalfheim" mit seiner akustischen Gitarrenbegeleitung und den zweistimmigen Leads muss sich dahinter nicht im Mindesten verstecken, arbeitet mit sehr viel weniger Bombast, kann allerdings durch seinen tollen Refrain ebenso verzaubern. "Muspelheim" dagegen zeigt sich bewusst rockig, spielt vermehrt mit den orientalischen Einflüssen und lässt die Chorgeschlechter gesanglich gegeneinander antreten, fast wie bei einem Duell. Wie gesagt - Jeder dieser elf Titel hat so seine kleinen Besonderheiten. Langweilig wird's Euch bei dieser CD also nicht.

"Secret of the Runes" ist ein Musikspektakel, welches man so ohne Weiteres wohl nicht mehr überbieten kann. Die "Vovin" und "Deggial" Anhänger dürften begeistert sein. Die Frühzeit-Therion Fans werden hingegen abermals angewidert abwinken, mehr Gitarren hin oder her. Therion sind gewaltig, mächtig und atemberaubend - aber auch sehr speziell. "Secret of the Runes" geht einem entweder voll in die Seele oder total am Arsch vorbei.

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Nuclear Blast

Veröffentlichung

10/2001

Format

CD

Land

Genre

Metal