Ich werde die Kritik mit einer kleinen Geschichtsstunde beginnen. Wen das nicht interessiert bzw. wer alles schon weiss, der kann ja nach dem nächsten Absatz weiter lesen. Die Karriere von Liv Kristine Espenaes, der Fronfrau von Leave´s Eyes, begann bereits im Jahr 1995 mit dem ersten Theatre of Tragedy Album. Damals war es noch ziemlich selten, dass schöner Frauengesang mit Gegrowle und harter Musik gemischt wurde. Wirklich gezündet hat die Idee trotzdem nicht. Den richtigen Durchbruch aber schaffte die Band bereits ein Jahr später mit dem Album "Velvet Darkness They Fear". Nicht nur, dass die CD selbst reissenden Absatz fand, es gab auch unzählige Bands die den Growl-Träller Mix kopierten. Nur sehr wenige schafften es aber auf dieselbe überzeugende Art. Noch ein Jahr später, also 1997, unterstütze Liv Kristine die Deutschen Deather Atrocity bei ihrem 80er Jahre Cover-Album "Werk 80". Später gründete sie ihre Soloband, die einfach Liv Kristine benannt wurde. Die Musik wurde dabei immer ruhiger und ruhiger. Verbannt wurden die fetten Gitarren und elektronische Klänge wurden mit Akustikgitarren gemischt. Irgendwann zwischen dem Soloalbum und dem nächsten Atrocity Album "Gemini" muss die Hochzeit von Alex Krull und Liv Kristine stattgefunden haben. Da verwunderte es natürlich nicht, dass auch auf "Gemini" die schöne Stimme Liv´s zu hören war. Und wieder ging der Schritt mehr in Richtung elektronische und ruhige Musik. Nach langer Auszeit hörte man plötzlich von einer Trennung. Die ist jedoch nicht privater Natur, sondern bezieht sich auf die Bands. Atrocity macht ein Album alleine und mehr oder weniger gleichzeitig bringt die Band unter dem Namen Leave´s Eyes eine Scheibe mit (der mittlerweile schwangeren) Liv Kristine heraus, bei dem die Musik und auch die Lyriks von Liv selbst stammen sollen. Da das Atrocity Album "Atlantis" wieder ungewohnt schwer daher kommt und die Bezeichnung "symphonischer Death Metal" nicht zu scheuen braucht, war ich umso neugieriger wie das Leave´s Eyes Album "Lovelorn" wohl klingen mag.

Und da wären wir endlich bei der Musik angelangt, die Anfangs noch recht melancholisch klingt. Nach kurzer Zeit aber setzen schon fette Gitarren ein und überraschen mit einer Härte die ja auch bei Atrocity wieder eingezogen ist. Allerdings halten sich auf dem gesamten Album die schweren und die melancholischen Teile die Waage. Der wichtigste Aspekt ist mit Sicherheit der Gesang und da merkt man die Erfahrung, die Liv Kristine über die Jahre hinweg gesammelt hat. Manchmal haucht sie ganz zarte Töne ins Mikro, dann bringt sie wieder mit einer festen Stimme ihre Texte zum Ausdruck und hin und wieder gibt es Ausflüge in die Opernwelt zu hören.

Mein Lieblingssong auf der Scheibe ist "Ocean´s Way". Ein Orchestraler Anfang mit Operngesänge, der recht gut ins Ohr geht, wird von dem Growlgesang Alex Krull´s (das ist übrigens nicht der Einzige Track bei dem er mitsingt) abgelöst und der wechselt wiederum mit einer Teils festen, teils zarten Stimme von Liv. Strophe und Refrain bilden dabei eine schöne Einheit und runden das Gesamtbild ab. Allerdings gibt es auch ausschliesslich langsame Lieder so wie den Titeltrack. Eines der langsameren Stücke hat es sogar als Video auf die CD geschafft.

Insgesamt handelt es sich bei "Lovelorn" um eine sehr vielseitige Scheibe, bei der allerdings eher solche zugreifen sollten die es ruhiger mögen da dieser Einschlag überwiegt.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Napalm Records

Veröffentlichung

6/2004

Format

CD

Land

Genre

Gothic Metal