Ihr glaubt euch weit weg von zu Hause in einem leicht unbehaglichen aber mysteriös anmutigen Wald. Es ist kühl und der Regen, der eingesetzt hat, durchnässt eure leichte Bekleidung. In Gedanken an eure heimischen Gefilde versunken, hört ihr ein zweistimmiges Piano, das sanft seine harmonischen Melodien von sich gibt. Nun setzen chorähnliche Gesänge, sowie Gitarren ein und ihr merkt, dass ihr nie weg von zu Hause wart. Ihr habt euch von Mirrorthrone hinreissen lassen, genau wie es mir jeweils widerfährt, wenn ich die Klänge von "of winds and weeping" anhöre. Die synphonisch depressiven Klänge haben euch weggetragen in eine Welt, die euer innerstes widerspiegelt.

Der Titel "of winds and weeping" ist synonym für Musik, die die Gefühle eines Individuums, sowie die bare Natur in Form von melodischem Black Metal mit gothischen Inspirationsquellen vertont. Die Musik erleichtert es nachzuvollziehen, was in einem Menschen wie Vladimir, seines Zeichens Komponist und einziges Bandmitglied von Mirrorthrone, vorgehen muss. Es sind stürmische Emotionsausbrüche durchdrungen von resignierender Melancholie, die sich als highspeed Attacken des Drumcomputings beziehungsweise gemächlichen aber dominanten Keyboardmelodien manifestieren. Auf diese Weise wird insgesamt eine unvergleichbare Stimmung aufgebaut, die durch Samples von Natur und Elektronik manchmal schrill und ungewohnt wirkt.

In fast keinerlei Hinsicht fällt es negativ auf, dass Mirrorthrone ein Soloprojekt ist. Denn die sauberen Chöre, der Kreischgesang, seltene Frauengesänge, sowie Gitarren und Synthesizers bilden eine in sich geschlossene Symbiose, wie sie nur in einem einzigen Zerebrum entstehen kann. Ihr merkt: Ich habe die Trommeln nicht erwähnt. Sie sind der einzige Grund, warum man sich wünschte, Vladimir würde sich einem menschlichen Trommler anvertrauen. So sind sie stellenweise so schnell und unnatürlich, dass sie beinahe schon stören. Dies ist umso mehr zu bedauern, als dass der Rest so wunderbar stimmt, wie man es von avantgardistischem Black Metal auf den Spuren der späten Emperor, aber angereichert mit gothischen Exkürsen, nur wünschen kann.

Führt sich der Lauschende nun zu Gemüte, dass Vladimir diese teilweise neoklassisch anmutenden Kompositionen in seiner Wohnung aufgenommen hat, dann ist die Produktionsqualität mehr als ausserordentlich. Dennoch scheinen mir die Gitarren gegenüber dem Keyboard etwas vernachlässigt worden zu sein. Wer aber Keyboards mögen sollte, auf anspruchsvolle französische Lyrics anspricht und sich durch zu schnelles Drumcomputing nicht irritieren lässt, muss sich "of winds and weeping" unbedingt einmal zu Gemüte führen.

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Red Stream

Veröffentlichung

10/2003

Format

CD

Land

Genre

Black Metal