Crematory, da kann man jetzt sagen, was man will, sind Deutschland's Gothic Metal Band Nummer 1. Seit dem Album Transmigration im Jahre 1993 sind sie nun schon mit dabei, und mit Shadows Of Mine vom Just Dreaming Album konnten Crematory 1994 einen ersten, ganz grossen Erfolg verbuchen. Bereits 1 Jahr später schoben sie Illusions nach und lieferten damit den wohl bekanntesten Song der Bandgeschichte ab, Tears Of Time. Nach einem rein deutschen Album und einer Live Scheibe folgten dann 1997 Awake und 1999 Act Seven, zwei Platten, auf denen Crematory versuchten, neue Wege zu gehen. Doch schon bei Awake gab's erste, kritische Töne, da einige Crematory Fans der alten Tage die neue Ausrichtung nicht 100%ig nachvollziehen konnten. Sicher hatte niemand ernsthaft damit gerechnet, dass Crematory auf der Stelle treten würden, aber offensichtlich war nicht jedermann mit dieser Art von Weiterentwicklung zufrieden. Die Kritikpunkte waren vielfältig. Sie bemängelten die Art und Weise, wie die Samples eingesetzt wurden, die mangelnde Härte der Songs und einen Lotte, der sich an cleanen Vocals versuchte. Und dann kam 1998 der grosse Knall. Der genannte Lotte, seines Zeichens Hauptsongwriter von Crematory, verliess die Band. Er hatte schon auf Tour aufgrund einer Verletzung ersetzt werden müssen. Die Wahl fiel damals auf einen Musiker namens Matthias, der zuvor in einer Thrash Band gespielt hatte. Dass sich Matthias schon bald zum vollwertigen Bandmitglied mausern würde, hat wohl niemand so richtig geglaubt. Aber nochmals zurück zu Awake. Das Album verkaufte sich trotzdem gut, und auch der Nachfolger Act Seven (1999) wurde weitgehend positiv aufgenommen, ausser von den Medien. Die dreschten in der Vergangenheit verbal ja immer gerne auf die Deutschen ein. Aber Crematory liessen sich nicht unterkriegen, scharten durch ihre enthusiastischen Liveauftritte immer mehr Fans um sich und brachten kurz vor Ende des letzten Jahres noch ein Best Of Boxset heraus, welches die alte Aera von Crematory beschliessen sollte.

Nun ist Believe da. Die cleanen Vocals, welche auf Act Seven noch von Michael Rohr von Century eingesungen wurden, gehen jetzt voll auf das Konto von Matthias, der dabei mehr als nur eine gute Figur macht. Aber das ist noch lange nicht alles, was es über Believe zu sagen gibt. Auf diesem neuen Album der Gothic Metaller treffen sich die alten und die neuen Tage der Band zu einem denkwürdigen Stelldichein. Damit dürfte eines sicher sein. Zufriedene Gesichter bei den Fans, sowohl bei den neuen wie auch bei den alten. Believe präsentieren Crematory in einer absoluten Topform. Elektronische Spielereien mit viel Ideenreichtum, einen Matthias, der sowohl an der Gitarre wie auch in Bezug auf die cleanen Vocals 100%ig überzeugt und eine gehörige Portion an metallischer Härte in Kombination mit tollen Songs. Das sind die Gütezeichen, welche der Band um Frontgrowler Felix hervorragende Kritiken einbringen dürften. Crematory erscheinen gereifter und besser denn je, das kann man ohne Vorbehalte sagen.

Nach dem gewohnten Intro hat Matthias gleich zwei grosse Auftritte, nämlich bei Endless, dem Opener mit mächtig metallischem Einschlag und The Fallen, einem rockigen Gothic Metal Track. Take steht im Zeichen von Songs wie Shadows Of Mine, verbindet also deutsche Texte mit einem englischen Refrain, während der Titel Act Seven vor allem durch nette Elektroklänge auffällt, die, wie es früher so oft der Fall war, nicht den Song begleiten sondern eher durch den gesamten Track hindurchplätschern. Auch hier wieder, Matthias mit tollen cleanen Vocals. Time For Tears kommt einem dann ziemlich bekannt vor, was auch nicht weiter verwunderlich ist, denn hier covern Crematory ihren Tophit Tears Of Time, indem sie diesen quasi rückwärts und in einer anderen Tonart spielen. Das wird zwar wieder ein paar Leute mächtig aufregen, aber im Endeffekt ist es eine witzige Idee. Das folgende Eternal kommt daraufhin verhältnismässig rauh und heavy aus den Speakern gerauscht, angereichert mit atmosphärischen Keyboardklängen. Unspoken macht anschliessend eine kleine Zeitreise zurück in die Just Dreaming Zeiten, präsentiert sich schwer und melancholisch und huldigt damit "den alten Tagen". Scheee! Caroline kann mit dem wohl schönsten Refrain der Platte aufwarten und dürfte sicherlich ins Liveprogramm wandern, worauf das danach folgende The Curse noch ein bisschen Nostalgie betreibt. Why spielt mit dem bekannten Zweiphasensystem Akustikgitarre und groovender Gitarrenriff, wobei sich diese beiden Elemente innerhalb des Songs immer wieder abwechseln. Und wenn dann Matthias mit der wunderschönen Ballade Pertis Of The Wind das neue Crematory Album abschliesst, kann man sich beruhigt zurücklehnen, einen zufriedenen Seufzer ausstossen und sagen: "Gut gemacht, Leute, wirklich gut gemacht."

Crematory treten im Jahre 2000 stärker und gefestigter denn je auf und werden dem Ruf, Deutschland's Gothic Metal Band Nummer 1 zu sein, voll und ganz gerecht. Es ist schon eine starke Leistung, wenn man nach so vielen Jahren, die nicht alle einfach waren, ein Album herausbringt, dass die Leute immer noch zu begeistern vermag, anstatt zum x-ten Male die alten Kamellen herauszukramen, in der Hoffnung, dass noch ein paar Fans von früher übrig sind, die einem die Butter auf's Brot finanzieren.

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Nuclear Blast

Veröffentlichung

3/2001

Format

CD

Land

Genre

Gothic Metal