Die Inspiration für "Kodama" (Bezeichnung für Geister der japanischen Folklore) entspringt dem Animé "Prinzessin Mononoke". Entsprechend sind die Songs inhaltlich dem Leben zwischen zwei Welten gewidmet. Aber auch tonal gelangt das Fernöstliche in die Kompositionen, indem z.B. in "Eclosion" pentatonische Tonleitern eingebaut werden. Allgemein wird diesmal der Stille und ruhigeren, verzaubernden Melodien viel Raum gelassen; der vermehrte Einsatz von progressiven Elementen lässt die Kompositionen groovig und verspielt erscheinen, ohne jedoch der heraufbeschworenen zwischenweltlichen Atmosphäre Abbruch zu tun. Die Produktion ist vergleichsweise dünn und trockener als auf den Vorgängern: Gitarrenteppiche sind zwar durchaus vorhanden, jedoch oftmals mit akustischen oder halbverzerrten Gitarren durchsetzt, was zu einem filigranen und weniger fetten Sound führt. Wer aber gerade die Dichte der Riffs bei "Là où naissent les couleurs nouvelles" oder "Nous sommes l’emeraude" (beide auf "Voyages de l’âme") besonders schätzte, dürfte diese bei "Kodama" nicht wiederfinden. Dafür schaffen es Alcest geradezu meisterhaft einmal mehr, mit dem geschickten Zusammenspiel von dissonanten Akkorden, ätherischen Gitarren- und Soundeffekten und verträumten Melodien in eine herbstliche Zwischenwelt zu entführen, die geradezu zum Träumen und zum Eskapismus einlädt.
Alcest machen auf "Kodama" das, was man als angetaner Hörer gerne sieht bzw. hört: Sie schöpfen aus allem, was bisher gemacht wurde, knüpfen an, kombinieren altbekanntes aus allen vorhergehenden Alben mit neuem, sodass der Wiedererkennungseffekt gegeben ist und es trotzdem in ansprechendem Masse neues zu entdecken gibt. Hier schliesst sich der Kreis: "Shelter" war zwar Exkurs, zugleich aber wie alle anderen Vorgänger wichtiger Schlüssel für die Entstehung von "Kodama", das mit Reife, Tiefe und ganz viel Zauber überzeugt.
Albuminfo
Punkte |
4/5 |
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Label |
Prophecy Productions |
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Veröffentlichung |
10/2016 |
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Format |
CD |
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Land |
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Genre |
Progressive Metal |