Agalloch vorzustellen, ist eigentlich müssig. Um es kurz zu machen: US-Vierer mit einem schwer zu kategorisierendem musikalischem Gebräu aus Versatzstücken aus Black-, Doom-, Folk, Pagan Metal, das anschliessend in den Post Rock- und Progressivetöpfen veredelt wurde. Jedes Album der Amis ist eine Überraschung, aber in einem kann man sich sicher sein: niemals wird es von schlechter Qualität sein.

"The Serpent & The Sphere" hebt sich abermals von den Vorgängern ab. Zunächst wird uns ein sperriger Brocken vor den Latz geknallt - "Birth and Death are the Pillars of Creation" schlägt sogleich mit 10 Minuten Spielzeit zu Buche, fliesst in bester Doom-Manier zähflüssig dahin und klingt äusserst trist. Damit ist aus meiner Sicht die Stimmung der Scheibe vorgegeben, denn "The Serpent..." ist noch düsterer, teilweise reduzierter (und eben trister, melancholischer) ausgefallen als seine Vorgänger. Agalloch haben sich für die Zwischenspiele Nathanael Larochette den kanadischen Neofolker Musk Ox mit ins Boot geholt. Seine kurzen Stücke sind wunderschön und verstärken gleichzeitig die schwarze Gesamtstimmung. Das Schöne ist, dass diese Passagen auch allein für sich funktionieren und nicht nur 30-sekündige quasi-Samples sind - "Cor Serpentis" ist ein Highlight des Albums. Hoffentlich wird die Kooperation auf folgenden Alben fortgesetzt!
Der schwer zugängliche Charakter des Albums mag nicht zuletzt durch den hohen Anteil an der Spielzeit von Instrumentals liegen. Zusammen mit den Zwischenspielen kommen Agalloch durch "Plateau of the Ages" auf gut 20 Minuten, ohne die gesangslosen Passagen in den anderen Stücken nicht mitgerechnet. Wer sich damit partout nicht anfreunden kann, braucht es mit dem Album gar nicht erst versuchen.

Ich muss zugeben, dass bei den ersten Durchläufen ein kleines bisschen Enttäuschung dabei war. Irgendwie fehlten mir die Höhepunkte. Aber mit der Zeit wuchs und wuchs das Album, die Melodien blieben hängen, die Stimmung nahm mich immer wieder gefangen und immer mehr wurde "The Serpent..." eine Chance zum gedanklichen Abtauchen, dafür, einfach nur ein wirkliches tiefes Album zu geniessen. Ja, es ist sperrig, schwer zugänglich und man muss ihm seine Schönheit erst entlocken, sich auf die Musik einlassen. Fast bin ich geneigt zu sagen, dass man sich dieses Album erarbeiten, erschliessen muss. Wozu das Ganze? Dafür wird man mit einer Scheibe belohnt, die einen auch noch in zehn und zwanzig Jahren ins Schwelgen kommen lassen wird - mit einem Stück zeitloser, für sich selbst stehender Musik eben.

Albuminfo

Punkte

 

5/5

Label

Profound Lore Records

Veröffentlichung

8/2015

Format

CD

Land

Genre

Dark Metal