Wir sind gerade bereit zum Abfliegen, als die teutonische Zerstörungsturbine zum geistigen Selbstmord zündet. Die Rutschbahnsprengbomben sind gerade als geladen verkündet worden, die Bewusstseinserweiterung in Richtung Drescheisen der alten Schule beginnt. Destruction melden sich mit ihrer unzerstörbaren Energie auch noch nach dreissig Jahren mit vollem Schub durch die Sprechanlage. Und als ob sie ihrem Alter trotzen wollten, jassen sie uns diesmal ein knappes Dutzend Überschallgranaten vor den Latz. Ohne Rücksicht auf Stewardess und Copilot mordet sich der Metzger durch die Sitzreihen und schlägt dabei in genau die erwarteten Kerben: Hochgeschwindigkeitsthrash mit gelegentlicher Hymnenneigung bei aggressiver Grosswetterlage.

Als ersten Offizier hat Pilot Schmier diesmal Sodom's Engelvergewaltiger in die Kabine zitiert. Tom Such macht bei "Legacy Of The Past" einen soliden Job ohne Höhenflug, aber auch ohne abzustürzen. Als Ersatzstewardess durfte gleichzeitig Tankard-Schreihals Gerre servieren. Putzgehilfe ist schliesslich Ol Drake von Evile. So sind die Grosskonkurrenten zum dreissigjährigen Destruction-Jubiläum für einmal als vereinte Crew unterwegs, ohne sich die Passagiere abzugraben. Einzig der beste Akroflieger aus dem Teutonenland durfte nicht mit auf die Reise. Mille fliegt wohl lieber allein. Lustigerweise hat sich dafür die "Mad Butcher" und "Release From Agony"-Crew mit Harry Wilkens (Gitarre) und Oliver Kaiser an den Trommeln für einen kurzen Streckenabschnitt zurückgemeldet.
Wenn wir schon bei der Crewdiskussion sind: Taktmotor Vaaver löst seine Aufgabe auch auf seinem zweiten Destruction-Werk sensationell. Es ist lange her, seit Destruction ein derart vorantreibendes Schlagwerk mit solch gewaltigem Groove dargeboten haben. Der frische Jetstream treibt den Metzgervogel verdammt gut voran. Schmier sorgt wie gewohnt für ordentliches Donnergrollen und scharfe Gesangsblitze, währendem Mike zwischen Saitensoli und Raffelattacken laufend mit perfekter Technik brilliert. An der Besetzungscrew lässt sich beim Dreier definitiv nichts meckern.

Der Service der Zerstörungsairline ist allerdings etwas stark auf die Produktion getrimmt. Fabriziert wurde das Langeisen von durch Martin Buchwalter und Andy Classen abgehaltene Aufnahmesessions. Die Turbinen donnern deshalb messerscharf, die Lautsprecher sind blankpoliert und die Höhenruder perfekt justiert. So fliegt es sich mit doppeldeutigem Höhenflug. Auch hier ist also nichts Negatives zu vermerken. Einzig, dass die Produktion es doch nicht ganz schafft über dezente Einförmigkeit in Sachen Liedaufbau hinwegzutäuschen.

Damit ist "Spiritual Genocide" aus Produktionssicht sicher das beste Destruction-Album seit der Wiedervereinigung. Von der stückschreiberischen Seite bleibt jedoch das letzte Jubiläumsalbum zum Fünfundzwanzigsten ungeschlagen. Überraschungen bleiben erspart, Zuverlässigkeit ist beim Flugverkehr ohnehin wichtiger. Deshalb gilt ohne Bedenken: buchen, einchecken, abheben mit Metzgairline empfohlen!

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Nuclear Blast

Veröffentlichung

11/2012

Format

CD

Land

Genre

Thrash Metal