Ambient Black Metal. Jedes Mal ein schwieriges Unterfangen, eine solche Scheibe zu rezensieren. Oft hat man das Glück, zwischen Geniestreich und Schrott entscheiden zu müssen – nur noch blumig ausschmücken und fertig ist die Schreibarbeit. Draumar aus Bayern macht es nicht ganz so leicht. "Ein Wintermärchen" entzieht sich diesem wünschenswerten Dualismus leider.

Die ersten zwei Hördurchgänge entpuppten sich als Enttäuschung. So liess ich der Scheibe noch etwas Zeit und kramte sie erst jetzt wieder aus. Mit drastischen Ergebnissen – der Winter kehrt, trotz momentan frühlingshaften Klimas – wieder in meine vier Wände ein. Draumar aus Bayern zeichnet (Singular auch deswegen, weil es sich um ein Soloprojekt handelt) musikalisch einen traumhaft einsamen Winter, eine märchenhafte Schneeoase fern der Zivilisation.

Wie geht das von Statten? Mit kaum innovativer Instrumentierung, die da bestünde aus massig Synthies, Streichern, Klavierklängen und zeitweise auch ordentlichen wummernden Drums und frostigen Stromgitarren. Trotzdem schlagen die Kompositionen recht gut an. Die Symbiose aus schleppenden, reinen Ambientparts und sich langsam dazwischen drängenden Wutausbrüchen am Doppelpedal gelingt überzeugend. Dazu harsche Vocals, die etwas dünn daherkommen und sich auf keifende, inhaltslose Schreie beschränken; das ruft bei mir wahrlich kein Begeisterungsfeuerwerk hervor, aber passt ganz gut in die Soundlandschaft, die gleich einem milden Schneefall locker daherkommt.

Unterm Strich liegt mit dem Wintermärchen ein schönes kleines Silberscheibchen vor, dass zwar keine Elfenbeintürme zum Einsturz bringt, aber dafür zur gehobeneren Klasse der Untergrundveröffentlichungen gehört. Denn winterliche Atmosphäre baut Draumar hier auf, daran besteht kein Zweifel.

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Karge Welten Kunstverlag

Veröffentlichung

5/2011

Format

CD

Land

Genre

Black Metal