Wenn es einen Vorwurf gibt, den sich Lindisfarne nicht gefallen lassen muss, dann ist es derjenige der Selbstkopie. Kaum eine andere Truppe hat sich innerhalb von zehn Jahren derart dynamisch weiterentwickelt wie die Hand voll Solinger. Begonnen hat alles als melodischer Black Metal, der später zunächst in die Vergangenheit zu den Wikingern zurückreiste, um dann schnurstracks im Achtzigerjahre-Todesstahl zu gipfeln. Heute hat man sich wieder vermehrt nach vorne orientiert und beendet die wilde Reise durch die Extrem Metal-Stile vorläufig im melodischen Todesstahl der Neunziger.

Für so manch einen scheint diese stilistische Irrfahrt nur noch schwer nachzuvollziehen zu sein, obwohl sich der erneute Richtungswechsel bereits im letzten Album angedeutet hatte. Andere dürften die Jungs dafür schätzen, dass sie ganz einfach diejenige Musik komponieren, auf die sie im Moment gerade Laune haben. Und genau diese Laune ist im aktuellen Werk "Symbiosis" zweifelsohne zu spüren. Wenn es bei anderen Formationen Besetzungswechsel sind, die neue Impulse bringen, schafft es Lindisfarne mit gleichem Personalbestand sich ständig neu zu erfinden. Mit immer längeren Stücken (eine Grafik auf der bandeigenenen Gesichtsbuch-Seite unterstreicht diese Tatsache ganz deutlich) schaffen es die Herren, die Spannungsbögen gezielt aufrecht zu erhalten. In ordentlichem Tempo rattern die zehn Stücke die Nackenmuskeln warm. Doublebass, wuchtiges Gitarrenlodern und feine Soli bringen genau die gesunde Portion Variabilität hinein. Dass es dabei zum ganz grossen Highlight nicht reicht, ist weniger schlimm. Lieber eine konstant akkurate Leistung, als Durchschnittssuppe mit einem einzigen guten Stück Fleisch drin. Wenn es beim nächsten Mal noch etwas mehr Experimente gibt oder sich nicht mehr ab und an das Gefühl des Schon-einmal-gehört-Habens einstellt, dann steht den soliden Solingern nichts mehr im Weg, in die Welt zu ziehen!

Deshalb darf man bereits jetzt auf die nächste Scheibe gespannt sein. Werden die angedeuteten progressiven Sequenzen noch deutlicher herausgearbeitet werden oder geht’s wieder zurück ins Traditionelle? Man weiss es nicht.

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Eigenproduktion

Veröffentlichung

1/2011

Format

CD

Land

Genre

Pagan Metal