Jens Rydén – ehemalig markante Stimme bei Naglfar – ist zusammen mit dem Gitarristen Patrik Lindgren seit 2007 fester Bestandteil der Band. Sicher, man kann darüber streiten, aber das Auswechseln des Vokalisten macht sich oftmals wesentlich bemerkbar und das nicht nur akustisch.
Und Thyrfing sind mittlerweile tatsächlich nicht mehr "Urkraft" oder "Vansinnesvisor". Oder besser, sie sind es genau in den Punkten nicht mehr, in denen ein Wechsel stattfand – mit Gitarre und Stimme gingen auch vordergründige Soundmerkmale der schwedischen Formation einen neuen Weg.
Gleichgeblieben und erfrischend herkömmlich ist das Schlagzeugspiel von Drummer Jocke. Die Becken scheppern häufig und laut, Snare und Basstrommel wechseln sich gerne ab und treten selten gleichzeitig auf der selben Zählzeit auf. Die allgemeine Stimmung ist letztlich allerdings um ein vielfaches gedrückter und weniger stürmerisch, wie man es von Thyrfing bisher gewohnt war. Überraschungsmomente im Kielwasser des traditionellen Trugschlusses bleiben selten und alles eingespielte harmonisiert miteinander. Ab und an droht "Hels Vite" damit, in die Einöde monotoner Schlampigkeit abzubiegen, in allen Fällen wendet man sich aber kurz vorher geschickt davon ab und reisst das Steuer wieder um. Sänger Jens leistet mit stimmungstechnisch clever positionierten, gekreischten oder gebrüllten Einwürfen seinen Beitrag dazu, die Scheibe spannend und hörenswert zu halten.
Gierig in der Startposition verharrend wartet auch der Keyboarder Peter Lof auf seinen Einsatz, der dann auch nicht lange auf sich warten lässt. Immer kurz bevor er sein Pausenbrot auspacken kann muss er auch schon wieder in die Tasten hauen. "Hels Vite" ist im Hinblick auf synthetische Klänge ein Paradebeispiel für eine gelungene Verstärkung der Atmosphäre durch das kontroverse Tasteninstrument. Geboten wird, auf absolut allen Ebenen musikalischer Ausdrucksstärke, ein extremer Tiefgang und stimmige, einfühlsame Nähe zum Hörer.
Wenn ich mich entscheiden müsste, ob "Hels Vite" eher Naglfar oder Thyrfing ist – die Entscheidung fiele eindeutig auf letzteres. Es hat sich viel getan in den schwedischen Tonstudios, aber es hat sich gelohnt! Hier wird deutlich gemacht, dass man noch lange nicht die Motivation an der Musik verloren hat, und dass die altbekannten Prinzipien nicht in Vergessenheit geraten sind. Der Beweis liegt spätestens jetzt vor - Viking Metal funktioniert auch ohne Riffs von Amon Amarth und ohne pausenloser Odin-Huldigung.
Albuminfo
Punkte |
4/5 |
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Label |
Regain Records |
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Veröffentlichung |
11/2008 |
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Format |
CD |
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Land |
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Genre |
Pagan Metal |