"A Collapse Of Faith" - So der verheissungsvolle Albumtitel des heutigen Häppchens Schwarzkunst. Geliefert wird es aus Finnland und ist ein ursprünglich als Soloprojekt geplantes, jetzt aber aus drei festen Mitgliedern bestehendes, Projekt des Herren M. Lehto. Am Knüppelset sitzt bei October Falls übrigens M. Tarvonen, der auch bei Moonsorrow und Barren Earth den Takt vorgibt. Dann mal los. Nur drei Titel umfasst das Scheibchen. Was zuerst als EP anmutet, stellt sich beim Blick auf die Gesamtlaufzeit aber als volles Album heraus. Und mehr als das. Die langen Songs entpuppen sich als willkommene Ausnahme im Dschungel schwarzmetallischer 08/15 Alben. Der Hörer bekommt hier etwas serviert, dass durchaus mundet. Es schmeckt nach Wyrds "Huldrafolk", auch ein wenig nach Moonsorrows zeitlosem Meisterwerk "Verisäkeet". Ich meine im Abgang auch etwas Kampfar zu bemerken.

Praktisch klingt das Mahl dann so: Stetige Wechselspiele des Schlagzeugs zwischen aufbrausendem Toben und sanftem Groove, äusserst ausgeklügelte Gitarren bieten langsam wechselnde aber sich über die langen Songs verteilt immer wieder reproduzierende Riffs. Eine Akustikgitarre greift zum einen unter die Schulter, dominiert das Schlachtfeld zum anderen aber auch hin und wieder allein. Der Einsatz der Akustikklampfe kann allgemein mit der Songstruktur von Wyrds "Heathen" verglichen werden. Dieser Eindruck verstärkt sich mit der Tatsache, dass die Übergänge zwischen den Songs fliessend sind und so der Eindruck eines in Kapitel eingeteilten einzigen Liedwerks entsteht. Kapitel II bietet uns zum Abschluss noch eine Interpretation der vorliegenden Tonlage auf dem Piano. Nett!

Von den lyrischen Ergüssen der Finnen her ist das schwer zu entscheiden. Es handelt sich um, aus gegebenem Anlass, ziemlich lange Schriften. Überwiegend handelt es sich dabei um desolate, melancholische Schilderungen einer brach liegenden doch bezaubernden Natur. Reichlich Metaphorik wird geboten!
Wie steht es um die Vocals? Abwechslungsreich. Leider sind sie beim Mastering so sehr in den Hintergrund geraten, dass man trotz des verhältnismässig milden Shoutings und Growlens kein einziges Wort versteht.

Ein komplexes Werk. Ein Album, auf dem man tatsächlich noch etwas "entdecken" kann. Es ist den langen Songs zu verdanken, die bei mehrmaligem Anhören jedes Mal etwas Neues zu bieten haben. Vor allem die Spur des E-Bass taucht gerne unverhofft auf, wenn man beim ersten Hören nicht darauf geachtet hat und liefert neue Abwechslung. In den Lyrics kann man sich bei Bedarf verlieren. In den intensiven, predigenden Vocals kann man eine Art Fieber entdecken, einen Elan eine Vision zu verkünden. Wütend, zielstrebig, entschlossen.

Man muss sich aus offensichtlichen Gründen Zeit nehmen, um "A Collapse Of Faith" zu geniessen. Keine Musik für Zwischendurch. Zu viele geheime Verstecke lauern in den Liedern, zu viele Nischen und Interpretationsmöglichkeiten, zu viel Emotion. Ein sehr schönes Werk. Zu wenig meisterhafte Riffs, um "grandios" tituliert zu werden, aber eine trotzdem rundum fabelhafte Arbeit. Perfekt um den Winter zu begrüssen, bringen die Finnen von October Falls den Frost in die heimischen vier Wände.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Debemur Morti

Veröffentlichung

9/2010

Format

CD

Land

Finland

Genre

Pagan Metal