"Brutaler geht’s nicht" ist das Motto dieser Scheibe: Misery Index sparen sich bei ihrer neuen CD "Heirs To Thievery" irgendwelche einleitenden Klänge und geben dafür gleich richtig Gas. Besass das Vorgängeralbum "Traitors" noch ein Intro, einen sich stetig steigernden Aufbau, knüppeln sie sich bei ihrer neuen Produktion von Song zu Song. Insgesamt kommen die Jungs aus Baltimore auf ihrem vierten Studioalbum wieder auf einen etwas raueren Sound zurück, der an die Zeiten der "Dissent"-EP erinnert.

Was mir an Misery Index schon immer gut gefallen hat, sind die ausgefeilten Texte, bei denen sogar studierte Amerikanisten das Wörterbuch zu Hilfe nehmen müssen. Sie sind zwar auf diesem Album nicht mehr ganz so komplex wie auf der ersten Scheibe "Retaliate", doch immer noch ein wahres Vergnügen. Mit der Konsumgesellschaft wird in "The Spectator" sowie "Plague Of Objects" abgerechnet, die Schönreder der Amerikanischen Geschichte bekommen in "Heirs To Thievery" und "The Seventh Cavalry" ihr Fett weg, das Thema Umweltzerstörung wird in "The Carrion Call" thematisiert – sehr passend zum momentanen Öldesaster im Golf von Mexiko.

"The Illuminaught" besticht durch einen wiederkehrenden Gitarren-Effekt, der einen guten Kontrast zu den schweren, markanten Riffs bildet und die Geschwindigkeit in der ersten Hälfte des Songs verstärkt. Die treibenden Drums und Blast Beats tun ihr übriges dazu. In der Mitte des Titels gibt es dann einen Break, der mit einem Tempowechsel einhergeht, die Riffs bleiben aber dieselben, was man schliesslich nur noch als "fetten" Sound beschreiben kann.

Der brutalste und beste Song des Albums ist "You Lose": Zu dem Lied möchte man nicht - oder vielleicht gerade doch - im Moshpit sein. Er beginnt mit markerschütterndem Geschrei und besitzt im Wechsel schnelle Parts, durch Drums und Blast Beasts getrieben, die sich mit melodischeren, von Gitarren betonten Stellen, abwechseln. Immer wieder gibt es kurze Breaks, die von Riffs angedeutet werden, Verschnaufspausen kommen aber nicht vor. Der quälend-kreischend-heisere Gesang unterstreicht dabei Dramatik wie Schnelligkeit. Vince Matthews, ehemals Sänger von Dying Fetus, hat sich hier stimmlich verewigt. Überhaupt funktioniert die Zusammenarbeit mit Dying Fetus reibungslos, da die beiden Bands gerade in den USA/Kanada zusammen auf Tour waren und John Gallagher, Chef und einziges verbliebenes Originalmitglied der Death Metal-Truppe, die Growls zum ebenfalls sehr gut gelungenen "Sleeping Giants" geliefert hat.

"You Lose" ist für mich jetzt schon der Song des Jahres, dicht gefolgt von "Day Of The Dead" mit seinem, zur Thematik passenden, unheimlich gestalteten, spanischen Refrain. Bei so vielen Brechern kann "Heirs To Thievery" nur Anwärter auf das Album des Jahres sein.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Relapse Records

Veröffentlichung

6/2010

Format

CD

Land

Genre

Death Metal