Bifröst sind eine fünfköpfige Rotte aus Österreich, welche sich seit 2005 dem paganen Metal verschrieben hat. Ihr Labeldebut für Einheit Produktionen ist eine Frischzellenkur für die Pagan/Folk Metal Szene vergleichbar mit Eluveitie, auch wenn beide Bands in ihrer musikalischen Ausrichtung ganz andere Wege eingeschlagen haben. Hier ist schon der erste Wermutstropfen zu erwähnen. Im Gegensatz zu Eluveitie kommen alle traditionellen Instrumente aus der Retorte, sprich Keyboardprogramming. Dies verleitete dann anscheinend gelegentlich dazu, poppige Arrangements und "todgehörte" Chorus- oder "Sterne-Funkel-Geräusch"-Effekte einzusetzen. Ansonsten vernimmt man kräftige, rotzig rockige, melodisch gehaltene Pagan Metal Nummern, welche in ihrem 1A Sound keine Gnade kennen. Grundsätzlich werden hier keine Fingerknotenmanöver an den Saiten vorgeführt, sondern solides melodisches Riffing, dass zum Grossteil groovend bis vorantreibend von Fellen und Becken verstärkt wird. Textlich dreht es sich um Schlachten, Feiern und religiöse Einblicke im mythologischen Kontext der "Normannen". (Diesbezüglich spricht mir der Gitarrist Matthias in dem Interview mit metalnews.de aus der Seele. Zitat: "Es ist ein interessantes Thema und soll auch endlich mal fernab von irgendwelchem idiotischen politischen Missbrauch behandelt werden können.") Höchstgeschwindigkeitsrekorde werden nicht aufgestellt, da man ja keinen Raketenangriff vertont, sondern überzeugend eine aus Hoch-, Mittel- und Tieftönern stürmende Meute mit Schwertern, Äxten und allem was sonst noch dazugehört verkörpert.

"Normannenzorn" ertönt, um die Schlacht anzublasen. Druckvoll dröhnt es und der Sänger krächzt sich voller Wut und Aggression die Seele aus dem Leib. Von diesem Moment an verlässt der aufmerksame Hörer seine Realität und wird von Text und Musik hinaus aufs Schlachtfeld oder hinein in die wärmende Hütte/Taverne gezogen. Im vertonten Trinkgelage "Der Mönch" kommen erstmalig Hall unterlegte Gröhlchöre zum Einsatz, die in meinen Augen zu selten auftauchen, da sie an Intensität kaum zu übertreffen sind. "Die Wilde Jagd" ist einer von wenigen Songs, die, hier im Mittelteil, überraschen, da sie für kurze Zeit die Metalwurzeln vergessen und sich ganz den traditionellen Einflüssen hingeben. Eine Band, die ähnliche Momente zu bieten hat sind Adorned Brood, wobei diese wesentlich rauer aufspielen und mehr Abwechselung im Gesang bieten. In "Odins Söhne" spielt ein einfaches aber verführendes Solo über eine der oben genannten blöden Keyboardaktivitäten und mindert so den negativen Beigeschmack. Nach vielen guten und teilweise sogar heraus stechenden Liedern wird das Album von einem Instrumentalstück beendet. Es unterscheidet sich so sehr von den übrigen, dass es Teil des "Herr der Ringe"-Soundtracks hätte sein können. Dies ist positiv wie negativ gemeint. Klingt es nach 6 Minuten aus, freut man sich um so mehr, wenn "Normannenzorn" erneut ertönt.

Fazit: Ein hasserfüllter Barde kotzt seine Wut aus, während die Musikanten schunkelnd und sichtlich gut gelaunt brandschatzend marodieren. Bis auf Kleinigkeiten bei der Keyboardnutzung und ganz vereinzelten Textstellen, die leider etwas gezwungen oder peinlich auf mich wirken, ein wahrhaft überzeugendes Album. Man kann es getrost 3-4 Durchgänge hintereinander geniessen. Will mehr Pagan/Folk Metal, der mich so in seinen Bann zieht.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Einheit Produktionen

Veröffentlichung

3/2010

Format

CD

Land

Genre

Death Metal